Berlin (epd). Wie Brigitte Döcker weiter erläuterte, mache sich nicht nur der Wohnraummangel, sondern auch eine Wechselwirkung aus zu teuren Miete und zu niedrigen Mindestlöhnen negativ bemerkbar.
Durch das Raster der gesetzlich vorgesehenen Hilfen fallen nach Ansicht des Deutschen Caritasverbandes oft junge Wohnungslose im Alter zwischen 18 und 27 Jahren. Schätzungen zufolge machen sie jedoch bis zu einem Fünftel aller Wohnungslosen aus. „Oft stecken sie in einem Bermudadreieck der Hilfesysteme - Jugendhilfe, Wohnungslosenhilfe, Sozialhilfe - und bleiben auf der Strecke. Das darf nicht sein“, so Präsident Peter Neher. Deshalb sei der Ausbau eines individuellen und altersspezifischen Angebots für jene Zielgruppe zukünftig wichtig.
Auf Menschen, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer haben und somit in besonderem Maße von Wohnungslosigkeit betroffen sind, richtet der AWO-Landesverband Bayern anlässlich des Aktionstags seinen Blick. „Wir fordern ein Menschenrecht auf Wohnen und Existenzsicherung für jede und jeden“, sagte die Landesvorsitzende Nicole Schley. Ohne adäquaten und bezahlbaren Wohnraum sei soziale Teilhabe nicht möglich. Alleinlebende, Ältere oder Menschen mit Migrationshintergrund müssten von Entscheidungsträgern der Wohnungspolitik verstärkt berücksichtigt werden, fordert der Verband.
Auch die Diakonie Hessen beteiligt sich an dem Aktionstag. Mit Spaziergängen in Begleitung von ehemals Obdachlosen und Gesprächen mit Experten und Expertinnen ermöglicht sie einen Einblick in das Leben von Obdachlosen. „Es ist nicht für alle genug Wohnraum da, obwohl jeder Mensch eigentlich mietrechtlich abgesichert wohnen können sollte“, sagte Stefan Gillich, Sprecher der Diakonie Hessen. Ziel sei es, auch auf die Wichtigkeit der Präventionsarbeit aufmerksam zu machen. „Die Anfragen in unseren Einrichtungen steigen, dafür hat auch Corona gesorgt. Wir müssen also präventiv handeln, damit Menschen gar nicht erst in die Wohnungslosigkeit geraten“, fordert Gillich weiter.
Eine bessere Ausstattung und zumutbare Hygienebedingungen in Erstunterbringungen fordert der baden-württembergische Landesverband der Diakonie. „Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum, auch bei einer kurzfristigen Unterbringung in einem Obdach“, sagte Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes. Die Unterbringen in den einzelnen Landkreisen müssten flächendeckend menschenwürdig gestaltet werden.
Wie viele Menschen in Deutschland von Wohnungslosigkeit betroffen sind, wird von der Bundesregierung statistisch bislang nicht erhoben. 2022 erhebt der Bund erstmals eine Wohnungslosenberichterstattung.