sozial-Politik

Hochwasserkatastrophe

Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk erweitert Hilfe für Flutopfer



Bonn (epd). Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) erweitert seine Hilfe für Opfer der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Verband starte derzeit ein Angebot für Betroffene, die in Hotels untergekommen sind, sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Adler dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Es geht darum, dass Betroffene vor Ort unkompliziert in die therapeutische Sprechstunde gehen können.“ Derzeit liefen die Vorbereitungen für Sprechstunden in zwei Hotels in Bonn und Köln, in denen Flutopfer untergebracht sind, die ihr Zuhause verloren haben. Weitere Hotels sollten folgen. Sie stellten für die Akutbehandlung kostenlos Räume zur Verfügung.

Nach Schätzungen leben derzeit rund 1.500 Flutopfer in Hotels. Oft reagierten Opfer von Katastrophen zunächst mit Rückzug auf ihre Erlebnisse. „Die Hürde, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist für die Betroffenen leichter zu überwinden, wenn sie nicht erst bei einem Therapeuten einen Termin machen müssen,“ erklärte Adler.

Beratungen unkompliziert möglich machen

Das Netzwerk hatte kurz nach der Flut bereits eine telefonische Notfallhilfe eingerichtet. Außerdem stellten rund 100 niedergelassene Therapeuten zusätzliche Beratungstermine zur Verfügung. „Man kann damit rechnen, dass die Nachfrage in den nächsten ein bis zwei Monaten ansteigt“, sagte Adler. Viele Menschen befänden sich in einem Dilemma. „Bei den Betroffenen gibt es zum Teil Unsicherheit, ob sie ihr Zuhause wiederaufbauen, weil die Angst besteht, dass es in ein paar Jahren wieder von einer Flut zerstört werden könnte.“ Der Wiederaufbau erfordere nicht nur Geld, sondern auch psychische Energie. Gerade für ältere Menschen bestehe oft die Frage, ob sie dazu noch die Kraft aufbrächten.

Die Katastrophe habe auch gezeigt, dass für solche Fälle ein psychologisches Versorgungskonzept fehle, gab Adler zu bedenken. Das DPNW arbeite deshalb an einem Katastrophenplan, der in Zukunft in entsprechenden Situationen greifen solle. Dazu gehöre auch die Ausbildung von psychologischen Ersthelfern, die künftig in akuten Fällen zum Einsatz kommen könnten. Am 1. Oktober starte in Zusammenarbeit mit einem psychotherapeutischen Ausbildungsinstitut in Andernach ein erster Lehrgang mit 16 Teilnehmern.