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Behinderung

Theaterwerkstatt Bethel erstmals beim Kölner Festival "Sommerblut"



Köln/Bielefeld (epd). Die Bielefelder Theaterwerkstatt Bethel nimmt erstmals am inklusiven Kulturfestival „Sommerblut“ in Köln teil - und lädt in einen Naturraum der besonderen Art ein. Eine Performance-Gruppe der Theaterwerkstatt werde die im Innenraum bepflanzte Kirche Sankt Michael am Brüsseler Platz in Köln vom 8. bis 31. August bespielen, sagte Projektleiterin Nicole Zielke dem Evangelischen Pressedienst (epd). Entsprechend dem Festival-Schwerpunkt „Natur“ habe eine 16-köpfige inklusive Gruppe der Theaterwerkstatt ein Ausstellungs- und Performance-Projekt mit dem Titel „Unkraut“ entwickelt.

Dafür werde die Kirche in Zusammenarbeit mit der Garteninitiative Querbeet in einen „kleinen Garten Eden“ verwandelt. „Damit wollen wir das Außen nach Innen holen“, erklärte Zielke. „Und wir wollen mit der Aktion Wertschätzung und Sichtbarkeit für Naturoasen im Stadtraum schaffen.“ In der Kirche würden Ruheinseln aus Pflanzen geschaffen. Eine besondere Atmosphäre entstehe durch Soundcollagen und Klänge wie Wassertropfen oder das Rauschen von Bäumen. „Die Natur-Installation lädt die Besucherinnen und Besucher zum Entspannen ein.“

Performance zur Eröffnung

Eröffnet werde die Installation am 8. August mit einer Performance der Theatergruppe mit einem Gottesdienst. Am 22. August werde die Truppe dann noch einmal mit einer erweiterten Performance in der Ausstellung auftreten, sagte Zielke. Dabei gehe es um Kritik an übermäßigem Konsum und der unbedachten Ausbeutung von Natur-Ressourcen. Außerdem würden Diskriminierung und mangelnde Wertschätzung von gesellschaftlichen Randgruppen thematisiert.

Die Performances seien von Menschen mit und ohne Behinderungen im Alter zwischen Mitte 20 und Anfang 70 entwickelt worden, sagte Zielke. Es würden selbst geschriebene Texte und Gedichte vorgetragen. Es gebe schauspielerische Einlagen, Gesang und Tanz. Untermalt würden die Performances durch Soundeinspielungen und Gitarrenbegleitung. „Man taucht in unterschiedliche Szenerien und Welten ab.“ Aufführungen sind bis Ende Oktober auch an weiteren Orten im Raum Köln und Bielefeld geplant.

Texte und Gedichte Ausgangspunkt der Choreografien

Entwickelt worden seien die Performances in einem monatelangen Probenprozess der Ensemblemitglieder, erklärte Zielke. Dabei hätten Teilnehmer Texte und Gedichte geschrieben, die dann Ausgangspunkte für Choreografien, szenische Arbeiten oder Dialoge gewesen seien. Besonderheit der Arbeit in einer inklusiven Theatergruppe sei der besonders achtsame Umgang miteinander und die Rücksichtnahme auf körperliche Einschränkungen. Auch werde mehr Zeit für den Probenprozess eingeplant und auf eine einfache, klare Sprache geachtet.

„Die Besonderheit bei diesen Proben war jedoch, dass wir sie aufgrund der Pandemie digital beginnen mussten“, sagte Zielke. Bevor sich das Ensemble im Mai erstmals vor Ort treffen konnten, fand die Arbeit drei Monate lang über Zoom statt. Dabei sei die größte Herausforderung gewesen, alle Teilnehmer digital fit zu machen und teilweise auch mit Geräten auszustatten.

„Sommerblut“ lädt seit 2002 als „Festival der Multipolarkultur“ dazu ein, unterschiedliche gesellschaftliche, soziale und politische Standpunkte und Identitäten miteinander zu verbinden. Das Programm bietet Theater, Tanz, Musik, Performances und Ausstellungen.

Claudia Rometsch