sozial-Branche

Corona

Serie

kreuznacher diakonie: Alle sozialen Dienste haben Corona-Prämie verdient




Sven Lange
epd-bild/Joschka Link
Sven Lange, Vorstand der Stiftung kreuznacher diakonie, äußert sich im heutigen Teil der Interview-Reihe von epd sozial. Er ist dankbar für den großen Einsatz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Corona-Pandemie. So konnten alle Angebote von Krankenhäusern und Hospizen sowie in der Senioren-, Wohnungslosen-, Kinder- und Jugendhilfe mehr oder weniger aufrecht erhalten werden, sagt er im Interview mit epd sozial. Finanzielle Einbußen seien zwar unvermeidbar gewesen, doch dank der schon vor Corona begonnenen Kostenoptimierung habe man "den Abwärtstrend gestoppt".

Die Stiftung kreuznacher diakonie beschäftigt rund 6.800 Mitarbeitende, von denen viele in der Pandemie bis an ihre Belastungsgrenze gearbeitet haben, lobt Vorstand Sven Lange. Durch diesen Einsatz sei es möglich gewesen, alle Angebote aufrechtzuerhalten - und auch dank digitaler Technik einen Ausgleich für fehlende Sozialkontakte zu schaffen. Verärgert ist Lange über die Corona-Prämie, die nur selektiv und wenig transparent ausbezahlt wurde. Die Fragen stellte Dirk Baas.

epd sozial: Durch die Pandemie kamen auch viele Angebote der Sozialträger zum Erliegen oder wurden stark eingeschränkt. Hat das Virus Ihre Arbeit auch für die Zukunft grundlegend verändert, wenn ja, wie?

Sven Lange: Die Pandemie hat große Belastungen für alle von uns mit sich gebracht. Wir haben alle unsere Angebote aufrechterhalten können, denn als sozialer Träger können wir die Menschen, für die wir arbeiten, nicht im Stich lassen. Das ist unseren Mitarbeitenden nicht nur im Alltag bewusst, sondern ist ihre Triebfeder, warum sie ihren Beruf ergriffen haben. Diese hohe Motivation haben wir gerade in Pandemiezeiten bei unseren Mitarbeitenden in allen Bereichen ganz besonders erlebt.

Unsere Einrichtungen wie Seniorenheime, die Hospize und die Behinderteneinrichtungen mussten sich nach außen abschotten, doch haben die Mitarbeitenden nach Kräften versucht, für die Klienten und Bewohner einen Ausgleich für die fehlenden Kontakte zu schaffen. Auch deshalb haben wir die Digitalisierung verstärkt vorangetrieben, um diese Arbeit von Mensch zu Mensch zu unterstützen.

epd: Klienten können wieder betreut, begleitet und beraten werden. Doch sind finanzielle Löcher entstanden, die sich meist nicht schließen lassen. Wie ist Ihre heutige wirtschaftliche Situation?

Lange: Die wirtschaftliche Situation ist angespannt. Die Vorstände unserer Stiftung kämpfen weiter für eine auskömmliche Finanzierung unserer Angebote. Gleichzeitig haben wir bereits vor der Pandemie begonnen, Strukturen zu überprüfen und zu verändern. Auch wenn die Stiftung das gesetzte Geschäftszziel im vergangenen Jahr nicht erreichen konnte, haben die eingeleiteten Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung den Abwärtstrend gestoppt.

epd: Viele Sozialträger richten sich neu aus, etwa bei der Digitalisierung. Welche Wünsche oder Forderungen, auch auf diesem Feld, haben Sie an die Politik, wenn es darum geht, auch in Zukunft krisensicher arbeiten zu können?

Lange: Wichtig ist, dass die Politik sich bewusst ist, welche Aufgaben wir für die Gesellschaft wahrnehmen. Sie muss die Voraussetzungen dafür schaffen, damit wir diese Aufgaben professionell erfüllen können. Ein Beispiel dafür ist die Krankenhausfinanzierung, ein weiteres die Auszahlung von Corona Prämien. Wir können und wollen es uns nicht leisten, dass Menschen, die in der Pflege arbeiten, gegeneinander ausgespielt werden. Als größter Träger sozialer Einrichtungen in Rheinland-Pfalz mit mehr als 6800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ist es ein Unding, dass auch die staatliche Corona Prämie 2.0 an Mitarbeiter definierter Krankenhäuser ausgezahlt worden ist, aber nicht an Pflegemitarbeiter in der Seniorenhilfe und Behindertenhilfe. Auch die Mitarbeitenden in der Wohnungslosenhilfe oder bei der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gingen wieder leer aus. Das droht die Mitarbeitenden in der Pflege zu spalten.