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Soziale Arbeit mit Sinn für Religion



Die Corona-Pandemie trifft die Ev. Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie besonders hart. Die kleine Hochschule des Rauhen Hauses legt viel Wert auf persönliche Kontakte und Debatten. Auch das 50-Jahre-Jubiläum fällt eher bescheiden aus.

Hamburg (epd). Mit 25 Studierenden startete die Ev. Fachhochschule am Hamburger „Rauhen Haus“ vor 50 Jahren. Mittlerweile studieren an der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie, wie sie heute heißt, mehr als 600 Frauen und Männer in fünf Studiengängen. Bis heute seien persönlicher Zusammenhalt und leidenschaftliche Diskussionen das Markenzeichen der Hochschule, sagt Rektorin Kathrin Hahn.

Eigentlich sollte das 50-jährige Bestehen der Hochschule mit einem großen Fest und viel Prominenz gefeiert werden. Doch das Corona-Virus hat keine Feierlaune nicht aufkommen lassen. Jetzt wird das Jubiläum mit einer Veranstaltungsreihe bis zum Jahresende begangen.

Das Aus der Hochschule schon zwei Mal abgewendet

Hervorgegangen ist die damalige Ev. Fachhochschule aus der Höheren Fachschule für soziale Arbeit, an der Erzieherinnen und Erzieher berufsbegleitend ausgebildet wurden. Um die Professionalisierung der Arbeit zu verbessern, entfiel bei der Neugründung der Fachhochschule diese Verpflichtung zur beruflichen Arbeit.

Zwei Mal bereits sollte die Hochschule als Sparmaßnahme geschlossen werden - immer konnte es auch durch den Protest der Beteiligten abgewendet werden. Als Schönheitsfehler blieb, dass die Studierenden Studiengebühren zahlen müssen.

Der jährliche Etat von 3,1 Millionen Euro wird im wesentlichen von der Nordkirche, dem Senat und den Studiengebühren aufgebracht. Der nächsten corona-bedingten Sparrunde der Nordkirche sieht die Hochschule bereits mit Sorge entgegen. Immerhin hat sie schon eine Tochter: 1991 wurde nach der Wende in Dresden eine Fachhochschule nach Hamburger Vorbild eröffnet.

Studierende müssen nicht mehr evangelisch sein

Das „Evangelische“ im Namen der Hochschule spielt bis heute eine große Rolle, auch wenn die Kirchenmitgliedschaft als Zulassungsbedingung schon lange abgeschafft ist. Religion sei nach wie vor ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor, sagt Hahn. Für viele Menschen sei sie gerade in schwierigen Lebenslagen eine Kraftquelle. Andererseits könne religiöse Bindung auch notwendige Entwicklungen verhindern. Die Hochschule wolle daher eine Sensibilität für religiöses Leben vermitteln. Dies sei unabhängig davon, so Hahn, ob die Studierenden selbst religiös sind oder nicht.

Die Zahl der Professuren ist in den 50 Jahren inzwischen auf 13 angewachsen. Dazu kommen neun wissenschaftliche Mitarbeiterstellen und etwa 50 Lehrbeauftragte. Aus dem einen Studiengang sind mittlerweile fünf geworden, darunter auch drei duale Studiengänge.

Die Corona-Pandemie hat die Hochschule in besonderer Weise getroffen, so Hahn. Der persönliche Austausch in der Hochschule fehle ebenso wie die gemeinsamen Studienreisen. Auch habe die Streitkultur gelitten. Für eine harte kontroverse Diskussion sei offenbar ein gemeinsamer Raum wichtig.

Thomas Morell