sozial-Politik

Gesundheit

Studie belegt hohe Dunkelziffer bei Coronavirus-Infektionen



Mainz (epd). Die Dunkelziffer unwissentlich mit dem Coronavirus Infizierter ist offenbar deutlich höher als bislang vermutet. Eine am 7. Juli vorgestellte Gesundheitsstudie der Universitätsmedizin Mainz kommt zu dem Ergebnis, dass 42 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Infektion wussten. Hochrechnungen der Forscher zufolge waren damit bereits rund 6,3 Prozent der Bevölkerung im Verlauf der Pandemie mit dem Sars-Cov-2-Virus infiziert, deutlich mehr als bislang vom Robert Koch-Institut vermutet.

Für ihre „Gutenberg COVID-19 Studie“ hatten die Forscher über Monate hinweg Gesundheitsdaten von rund 10.000 repräsentativ ausgewählten Einwohnern aus der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen im Alter zwischen 25 und 88 Jahren erhoben. Sie befragten die Studienteilnehmer auch zu ihrer Einstellung zu den Anti-Pandemie-Maßnahmen sowie zu sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. 140.000 Fragebögen wurden ausgewertet.

„In der Pandemie nicht so viel falsch gemacht“

Die Studie habe klären wollen, wie stark die Coronavirus-Infektionen tatsächlich in der Bevölkerung verbreitet sind, welche Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet und welche Gegenmaßnahmen sinnvoll sind, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin, Norbert Pfeiffer: „Viele Fragen konnten beantwortet werden. Die Daten helfen, erfolgreiche Strategien zu entwickeln.“

Aus den Ergebnissen der Studie lasse sich ablesen, wie die verordneten Maßnahmen gewirkt hätten, um die Corona-Krise einzudämmen, erklärte der Epidemiologe und Sprecher der Studienleitung, Philipp Wild: „In der Pandemie haben wir bisher nicht so viel falsch gemacht.“ Die Daten der Studienteilnehmer aus Mainz und dem Umland zeigten beispielsweise eindeutig, dass Personen, die sich nie oder selten an die Abstandsregeln halten, einem doppelt so hohen Infektionsrisiko ausgesetzt waren. Auch das konsequente Tragen von Masken und regelmäßiges Arbeiten von zu Hause senkte die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren.

Frauen häufiger von heftigeren Nebenwirkungen betroffen

In der Gutenberg-Studie finden sich auch Belege dafür, dass insbesondere Ältere sich häufig unbemerkt infiziert haben. Dieser scheinbare Widerspruch zu dem erhöhten Gesundheits- und Sterberisiko für ältere Covid-19-Patienten lasse sich dadurch erklären, dass das Immunsystem älterer Patienten vielfach eben nicht wie erforderlich auf die Viren reagiere. Ebenso liefern die Zahlen klare Belege dafür, dass Frauen deutlich häufiger als Männer nach einer Coronavirus-Impfung von heftigeren Nebenwirkungen betroffen sind.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) kündigte an, eine Fortsetzung der Studie mit EU-Fördermitteln sei geplant. Dafür werde die Universitätsmedizin 1,5 Millionen Euro erhalten. Auch die Auswertung der bereits erhobenen Daten ist noch nicht abgeschlossen. So sollen die Auswirkungen der Pandemie auf die allgemeine gesundheitliche und psychische Verfassung untersucht werden.

Karsten Packeiser