Berlin (epd). Wirtschaftsforscher fordern eine bessere staatliche Förderung von Wohneigentum. So könne die im internationalen Vergleich besonders ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland erfolgreich bekämpft werden, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) am 7. Juli mit. Ein wesentlicher Grund für die Ungleichheit beim Vermögen sei, dass in Deutschland vergleichsweise wenige Menschen ein Haus oder eine Eigentumswohnung besitzen.
„Das Immobilienvermögen ist der Schlüssel zu einer gleicheren Vermögensverteilung in Deutschland“, erklärte Claus Michelsen, Immobilienökonom und bis Ende Juni Konjunkturchef des DIW Berlin. Die Politik müsse deshalb mehr Haushalten zu den eigenen vier Wänden verhelfen. „Die Zeit drängt, denn die wohnungsmarktpolitischen Herausforderungen werden immer größer“, sagte Michelsen.
Der Ökonom kritisierte, dass die Wohnungsbauprämie in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung eingebüßt habe. „Dabei hat die Wohnungsbauprämie durchaus Potenzial.“ Denn mit diesem Förderinstrument würden Haushalte „nachweislich häufiger, länger und in höherem Umfang sparen. Das führt dazu, dass sie eher und vor allem in jüngerem Alter eine Wohnimmobilie kaufen“, sagte Michelsen.
Außerdem sollte die bisherige Immobilienförderung ergänzt werden durch eine sogenannte Sozialkaufprämie, schlagen die DIW-Forscher Markus M. Grabka und Reiner Braun vor. Sie soll Eigenkapitallücken bei Haushalten mit eher niedrigen Einkommen füllen, denen oftmals das Startkapital für die eigenen vier Wände fehlt. „Im Gegensatz beispielsweise zum Baukindergeld wären die Mitnahmeeffekte gering, da nur Haushalte in genau definierten Situationen gefördert und Obergrenzen bei Einkommen und Wohnfläche berücksichtigt würden“, erklärte Grabka.
Ein weiteres Handlungsfeld sei die Besteuerung von Immobilien. Vor allem Hochvermögende profitierten von zahlreichen Steuerprivilegien, auch bei Veräußerungen und Erbschaften, erklärte das DIW. Bei der Erbschaftsteuer wäre es ratsam, Wohnungsunternehmen nicht länger zu begünstigen. „Die erzielten Steuermehreinnahmen könnten dazu verwendet werden, die Vermögensbildung ärmerer Haushalte anzuregen“, sagte der DIW-Steuerexperte Stefan Bach.