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Generalistische Pflegeausbildung: Gut gestartet, noch viel zu tun




Spanierinnen lassen sich zu Pflegerinnen umschulen (Archivbild).
epd-bild/Jürgen Schulzki
Im vergangenen Jahr sind die ersten Auszubildenden bundesweit in eine ganz neue Pflegeausbildung gestartet, die mehr Zukunftschancen eröffnen soll. Einige sind begeistert, andere üben Kritik.

Bremen (epd). Ein guter Start, aber es bleibt noch viel zu tun: So lautet eine erste Zwischenbilanz zur generalistischen Ausbildung in der Pflege, die im vergangenen Jahr bundesweit eingeführt wurde. Das sei „ein neuer Beruf mit Herausforderungen, die wir meistern müssen“, sagte am 29. Juni im Verlauf eines Fachtages Renate Stellfeld-Ostendorf, die beim Klinikverbund Bremen den Ausbildungsbereich leitet. Dabei werde deutlich, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in der beruflichen Ausbildung sei.

Pflegeschüler wünschen weniger Zeitdruck

In Deutschland haben sich vielerorts Verbünde gegründet, um die Ausbildung besser koordinieren zu können. So ist in der Region Bremen der „Weser Bildungsverbund Gesundheit und Pflege“ mit mittlerweile mehr als 50 Mitgliedern entstanden: Altenhilfeträger, Krankenhäuser, ambulante Pflegedienste, Pflegeschulen und die Hochschule Bremen. Sie seien dabei, gemeinsam „eine neue Lernkultur“ zu entwickeln, sagte Stellfeld-Ostendorf.

Mehrere Auszubildende wie Marcel Giesenberg äußerten sich begeistert über die neue Ausbildung: „Die Generalistik führt die Pflege zusammen.“ Andere übten Kritik. So gibt es nach einer Befragung der Bremer Heimstiftung den Wunsch nach weniger Zeitdruck und mehr Wiederholungen des Lernstoffes. Mancherorts ist offensichtlich an den Praxis-Einsatzorten noch nicht durchgedrungen, dass die Auszubildenden umfassender als früher geschult werden müssen. Und grundsätzlich fehlten aufgrund des Fachkräftemangels Praxisanleiterinnen und -anleiter", ergänzte Stellfeld-Ostendorf.

Kostenfreie Ausbildung

Anfang 2020 wurden die Ausbildungen in der Kranken-, Alten- und Kinderpflege zu der neuen generalistischen Pflegeausbildung zusammengeführt. Das bedeutet: Alle Auszubildenden erhalten zunächst zwei Jahre lang eine gemeinsame Ausbildung. Auszubildende, die im dritten Jahr die generalistische Ausbildung fortsetzen, erwerben den Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ beziehungsweise „Pflegefachmann“.

Möglich ist auch ein gesonderter Abschluss in der Altenpflege- oder der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, wenn Auszubildende für das dritte Ausbildungsjahr eine entsprechende Spezialisierung wählen. Dabei wird eine kostenfreie Ausbildung gewährleistet, Schulgeld darf nicht erhoben werden. Auszubildende haben Anspruch auf eine Ausbildungsvergütung. Lehr- und Lernmittel werden finanziert.

Zu Beginn des Fachtages forderte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, eine Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ zwischen Pflegekräften und ärztlichem Personal. Das sei neben einer angemessenen Bezahlung und mehr Personal eine der grundlegenden Bedingungen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, sagte er in einer Videobotschaft. Dafür müsse der Berufsstand auch selbst kämpfen, hier gebe es noch zu wenig Einsatz. „Bringt Euch ein - ohne eigenes Engagement wird es nicht gehen“, rief Westerfellhaus den Pflegekräften zu.

Dieter Sell