Berlin (epd). Nur ein Drittel aller Hilfesuchenden in den deutschen Bahnhofsmissionen ist weiblich. Deshalb suchen Expertinnen und Experten nach Wegen, wie bedürftigen Frauen zielgerichtet geholfen werden kann. Bei einer digitalen Fachtagung am 22. Juni erörterten über 50 Ehren- und Hauptamtliche mögliche Lösungsansätze.
Über 2,2 Millionen Menschen besuchen den Angaben zufolge jährlich eine der 100 Bahnhofsmissionen in Deutschland und fragen nach Hilfe. Von Frauen werden diese Angebote allerdings deutliche seltener wahrgenommen: Nur ein Drittel aller Hilfesuchenden ist weiblich - und das hat Gründe.
„Frauen gehen nicht durch jede Tür - selbst dann nicht, wenn sie offen steht,“ war eine zentrale Erkenntnis der Fachtagung. Um sie zu erreichen, brauche es inklusive Strukturen, die von den Bahnhofsmissionen aktiv gestaltet werden müssten, so die Diskutanten. Es reiche nicht, „einfach da zu sein“.
„In der Konkurrenz um die begrenzten Ressourcen Zeit und Raum haben die Frauen oft die schlechteren Karten. Wer sie erreichen will, muss aktiv auf sie zugehen. Dazu gehören auch Angebote, in denen die Frauen unter sich sein können“, betonte Gisela Sauter-Ackermann, Bundesgeschäftsführerin der Bahnhofsmission.
Viele Gäste der Bahnhofsmissionen empfänden ihre prekäre Lebenssituation als beschämend, sagte Ulla Stegemann von der Diakonie Hessen. Gegen Scham helfen Anerkennung, Schutz und ein Gefühl der Zugehörigkeit, wie es hieß. Es müsse ein „Raum der Würde“ entstehen, in dem sich die Frauen angenommen fühlten.
Wer Frauen erreichen wolle, müsse ihre Wünsche ernst nehmen und ihnen Beteiligung ermöglichen. Einige Bahnhofsmissionen machten damit heute schon gute Erfahrungen, etwa mit Angeboten wie „Ellens Treff“ in der Bahnhofsmission Essen oder dem „Nachtcafé“ der Bahnhofsmission Freiburg.