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Kriminalität

Abrechnungsbetrug bei Krankenkassen auf Rekord-Hoch



Hannover (epd). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) verzeichnet einen neuen Rekord bei Abrechnungs-Betrügereien. Im vergangenen Jahr seien 768 Verdachtsfälle gemeldet worden, teilte die KKH am 14. Juni in Hannover mit. Das seien 61 Prozent mehr als 2019. „Trauriger Spitzenreiter im Betrugs-Ranking“ seien erneut die Pflegedienste mit 391 Fällen gewesen, gefolgt von Pflegeheimen mit 194 Fällen.

Damit entfielen 2002 drei Viertel aller Hinweise auf Pflegeleistungen. „Der Pflegebereich ist besonders anfällig für Straftaten“, sagte KKH-Chefermittlerin Dina Michels. Hier wirkten sich die jährlichen Abrechnungsprüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung aus.

Aufgrund der Fallgestaltungen habe sie aber auch den Eindruck, „dass in diesem Leistungsbereich mehr Menschen mit hoher krimineller Energie unterwegs sind“, fügte Michaels hinzu und nannte ein Beispiel: Ein Pflegedienst rechne das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen ab, obwohl das täglich von Angehörigen erledigt werde. Die Leistungsnachweise für die Abrechnung mit den Krankenkassen würden von den Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen dennoch unterschrieben. Als Gegenleistung lasse der Pflegedienst die Wohnungen der Pflegebedürftigen von eigenem Personal reinigen.

Hinter jedem Fall von Abrechnungsbetrug stehe der Versuch, den eigenen Gewinn illegal zu maximieren, betonte Michels: „Betrugsdelikte im Gesundheitswesen sind alles andere als Bagatelldelikte.“ Außerdem gerieten mit jeder aufgedeckten Tat ehrliche Leistungserbringer des jeweiligen Berufsstandes in Verruf.

Dabei seien es stets nur einige wenige, die kriminell agierten. „Da werden Arzneimittel gepanscht, Höchstsätze für unqualifiziertes Personal abgerechnet, Rezepte für Physio- und Ergotherapie gefälscht oder Leistungen abgerechnet, die nur auf dem Papier existieren“, sagte Michaels. Der Kranken- und Pflegeversicherung der KKH sei durch bewusste Falschabrechnungen allein 2020 ein Schaden in Höhe von einer halben Million Euro entstanden. Die höchsten Schadenssummen hätten Apotheker erschwindelt, gefolgt von ambulanten Pflegediensten. In 23 Fällen erstattete die KKH Strafanzeige.