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Einkommen

Armuts- und Reichtumsbericht: Verbände fordern Umverteilung




Demonstration für bezahlbaren Wohnraum
epd-bild/Christian Ditsch
Der sechste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt nach Ansicht von Sozialverbänden vor allem eines: Die Politik muss den Mut zur Umverteilung haben, und sie muss deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Berlin (epd). Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung enthält nach der Auffassung der Nationalen Armutskonferenz (nak) „einen dringenden Handlungsauftrag an die Politik, die Lebenslagen armutserfahrener Menschen spürbar zu verbessern“. Nach den Befunden des vom Bundeskabinett verabschiedeten Berichts sei es angezeigt, dass „der Trend verfestigter Armut und sich verschärfender Ungleichheit gebrochen und eine umfassende Teilhabe von Menschen mit Armutserfahrung organisiert werden muss“, erklärte die nak als Bündnis verschiedener Sozialorganisationen am 12. Mai in Berlin.

„Zusammenhalt nachhaltig gefährdet“

Gerwin Stöcken, Sprecher der nak, kommentierte: „Der wachsende Wohlstand erreicht bei weitem nicht alle Menschen.“ Er sieht aufgrund der sich weiter öffnenden Schere bei Einkommen und Vermögen „den sozialen Zusammenhalt nachhaltig gefährdet“.

Die nak entnimmt dem Armuts- und Reichtumsbericht, dass sich die materielle Lebenswirklichkeit der Menschen am unteren Ende der Einkommensverteilung in den vergangenen 15 Jahren kaum verbessert habe, während in mittleren und oberen Bereichen Zuwächse bei den Einkommen und insbesondere bei den Vermögen zu verzeichnen seien. „Auf Kosten der Mitte der Gesellschaft hat die Polarisierung der Lebenslagen zugenommen“, hält das Sozialbündnis fest.

Die nak fordert höhere Leistungen in der Grundsicherung. „Erst die Abwesenheit von ständiger Knappheit schafft die Voraussetzung für eine Aufwärtsmobilität in andere Lebensbereiche und ein Aufbrechen verfestigter und kumulierter Armutslagen. Das erfordert Mut und entschiedene Schritte zur Umverteilung“, sagte Stöcken.

40 Prozent des Einkommens für die Miete

Die BAG Wohnungslosenhilfe begrüßte, dass der sechste Armuts- und Reichtumsberichts Wohnungslosigkeit ausführlich thematisiert und auch Lösungsstrategien aufzeigt. Die Armutsexperten fordern, eine „umfassenden Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit, die alle politischen Ebenen einbezieht“.

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum treffe insbesondere Menschen im Niedrigeinkommensbereich, Empfänger von Transferleistungen sowie anerkannte Geflüchtete und prekär beschäftigte Menschen. „Die Mietbelastungsquote ist seit 1990 stark gestiegen; in Deutschland zahlen knapp 14 Prozent der Bevölkerung mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete“, beklagt die BAG.

Markus Jantzer