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Bischof: Aus von Betroffenenbeirat ist "wirklich ein Scheitern"




Jochen Cornelius-Bundschuh
epd-bild/Heike Lyding

Karlsruhe (epd). Der badische Bischof Jochen Cornelius-Bundschuh sieht Fehler der evangelischen Kirche bei der Betroffenenbeteiligung zur Aufarbeitung von Missbrauch und hält einen Neustart für notwendig. „Die Beteiligung von Betroffenen an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche halte ich für zentral und unverzichtbar“, sagte Cornelius-Bundschuh, der Mitglied im Beauftragtenrat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Insofern ist es wirklich ein Scheitern und schmerzlich, dass der von uns vorgeschlagene Weg nicht tragfähig war“, sagte er.

Bei der geplanten externen Evaluation der Arbeit müsse genau hingeschaut werden, wo die Ursachen lagen, sagte er. In Gesprächen mit ausgeschiedenen und verbliebenen Mitgliedern des Betroffenenbeirats seien schon Faktoren deutlich geworden: „Unklarheiten schon in der Konzeption, mangelnde Begleitung des Prozesses und Unterstützung des Beirates“, sagte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden und ging damit auf die von Betroffenen geäußerte Kritik an der Zusammenarbeit mit dem Beauftragtenrat ein.

Wege der Betroffenenpartizipation

Dem Beauftragtenrat gehöre neben Cornelius-Bundschuh weitere leitende Geistliche und Kirchenjuristen an. Der Betroffenenbeirat sollte dieses Gremium beraten und begleiten. Am 10. Mai wurde nach schon länger schwelendem Konflikt das vorläufige Aus des Betroffenenbeirats bekanntgegeben.

„Ich halte es für wichtig, dass die EKD jetzt die Verantwortung für das Scheitern des bisherigen Weges übernommen hat und eine unabhängige Evaluation auf den Weg bringt“, sagte Cornelius-Bundschuh dem epd am 11. Mai. Er hoffe, dass man schnell zu einer guten Analyse komme. „Wir müssen jetzt in der EKD gemeinsam mit Fachleuten, den Betroffenen und externer Beratung zügig Wege der Betroffenenpartizipation finden, die dann auch nachhaltig gangbar sind“, sagte er. Der Weg der Aufarbeitung und Prävention müsse konsequent weitergegangen werden.



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Berlin (epd). Die EKD hatte am 10. Mai das zumindest vorläufige Aus des im September berufenen Betroffenenbeirats bekanntgegeben. Er sollte den EKD-Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt - ein Gremium mit leitenden Geistlichen und Kirchenjuristen - beraten und begleiten. Grund seien Rücktritte mehrerer Mitglieder aus dem Betroffenenbeirat, interne Konflikte sowie Dissens zwischen den beiden Gremien über das Vorgehen, hieß es.

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