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Corona

Sozialverbände senden wegen Pandemie Hilferuf aus



Wiesbaden (epd). Viele soziale Hilfsprojekte in Hessen sehen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie ihre Arbeit bedroht. Zum einen hätten die notwendige Umstellung auf digitale Angebote, die Beschaffung von Schutzausrüstung sowie andere Investitionen und Personalkosten zum Teil deutlich höhere Ausgaben bewirkt, hieß es am 7. Mai auf einer Pressekonferenz der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Wiesbaden. Zum anderen seien aber auch die Einnahmen stark gesunken, weil mit dem Lockdown viele Angebote und somit etwa Kursgebühren, gastronomische Angebote und Verkaufsmöglichkeiten weggefallen seien. Mehr als 102 soziale Einrichtungen hätten bei einer Befragung ein Minus von zusammen rund 15 Millionen Euro im vergangenen Jahr allein in Hessen gemeldet.

Finanzielle Krisenhilfen greifen nicht

Das tatsächliche Defizit dürfte aber noch deutlich höher liegen, weil längst nicht alle der gut 600 sozialen Einrichtungen auf die Befragung durch das von der Liga beauftragte Institut für Wirtschaft für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Frankfurter Goethe-Universität geantwortet haben. Der stellvertretende Liga-Vorsitzende Nils Möller vom Deutschen Roten Kreuz richtete daher einen Hilferuf an die Politik, um die Arbeit für gerade von der Pandemie besonders betroffene sozial schwache Menschen auch künftig zu sichern. Besonders bei kleineren Einrichtungen griffen die finanziellen Angebote zur Krisenhilfe oft nicht oder nur bedingt. Das Land Hessen forderte er daher auf, einen Sonderfonds Soziales aufzulegen, um den Betroffenen gezielt zu helfen.

Unter den Folgen der Krise leiden den Angaben zufolge vor allem Angebote der Sucht- und Selbsthilfe, im Bereich Migration, Flucht und Asyl, bei den Rettungsdiensten, für Menschen in sozialen Notlagen, der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie, für Frauen, Mädchen und Familien sowie in der Kinder- und Jugendhilfe. Wie Christa Larsen vom IWAK berichtete, waren die coronabedingten Einnahmeausfälle bei den 102 sozialen Trägern aus Hessen, die sich äußerten, mit zusammen 11,4 Millionen Euro noch deutlich höher als die Mehrausgaben von 4,4 Millionen.

Schnell und flexibel reagiert

Die Sozialeinrichtungen hätten auf die Schnelle Onlineangebote schaffen, Laptops mit Kamera und sonstiges digitales Equipment kaufen, Mitarbeiter und auch Hilfesuchende darin schulen, Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel besorgen und coronabedingt ausfallende Ehrenamtliche ersetzen müssen. Insgesamt hätten die sozialen Träger der Einrichtungen mit gewaltigem Aufwand schnell und flexibel auf die Krise reagiert.

Im vergangenen Jahr hätten sie das Defizit meist noch mit vorhandenen Projektmitteln und Rücklagen finanzieren können, sagte Möller. Jetzt aber sei die Politik gefragt, zumal die Pandemie noch nicht vorüber sei und durch diese der Bedarf an sozialer Hilfe für Menschen in Not auch danach eher noch wachsen werde.

Gerhard Kneier