Stuttgart (epd). Lob für die Entscheidung der Caritas, einen flächendeckenden Tarifvertrag in der Pflege abzulehnen, kommt aus der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Bei einer Aktuellen Stunde dankte am 20. März in Stuttgart der Vorsitzende des synodalen Rechtsausschusses, Christoph Müller, der Caritas für ihren Mut. Die kirchlichen Sozialwerke hätten weitaus bessere Arbeitsrechtlinien, die durch den schlechteren Flächentarifvertrag gefährdet wären, sagte Müller. Er nannte es feige, dass sich die Arbeitsrechtliche Kommission der Diakonie nicht öffentlich auf die Seite der Caritas gestellt habe.
Die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrätin Annette Noller, äußerte ebenfalls Bedenken gegen den Branchentarif. Die besseren Leistungen für Beschäftigte in der Diakonie könnten möglicherweise nicht mehr finanziert werden, wenn sich der flächendeckende Tarif durchsetzte. Noller kritisierte öffentliche Kampagnen, die der Caritas mangelnde Nächstenliebe vorwerfen. Tatsächlich gehe es den kirchlichen Sozialwerken darum, die Entlohnung ihrer Mitarbeiter nicht auf das Niveau von Privatanbietern absenken zu müssen.
Der Theologieprofessor und Landessynodale Thomas Hörnig zweifelte an, dass Diakonie und Caritas grundsätzlich besser bezahlten. Er erinnerte an Ausgründungen von Gesellschaften, um nicht nach den eigenen kirchlichen Richtlinien entlohnen zu müssen. Der sogenannte Dritte Weg im kirchlichen Arbeitsrecht, bei dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber in paritätisch besetzten Kommissionen verhandeln und an dem keine Gewerkschaften beteiligt sind, wird nach Hörnigs Überzeugung von der Gesellschaft immer weniger verstanden.
Die Arbeitsrechtliche Kommission (ARK) der Caritas hatte am 25. Februar die Zustimmung zum Tarifvertrag von ver.di und der Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche verweigert.