Berlin (epd). Die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG) hat den Austritt der Türkei aus der internationalen Istanbulkonvention zum Schutz von Frauen gegen Gewalt scharf kritisiert. Die türkische Regierung sehe Gewalt gegen Frauen als privates Thema an und entziehe sich der Verantwortung, Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen, beklagte Simone Thomas, eine der BAG-Bundessprecherinnen, am 23. März. Damit entferne sich die Türkei weiter von demokratischen Werten.
Weltweit ist der BAG zufolge jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Auch in Deutschland gebe es unvermindert hohe Zahlen an Partnerschaftsgewalt. Jeden 3. Tag werde eine Frau vom Partner oder Ex-Partner getötet. Es sei davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie die häusliche Gewalt weiter verschärft habe.
Laut BAG gab es in der Türkei 2020 über 300 Femizide. Die Aufkündigung der Istanbul-Konvention in dieser Situation sei an Zynismus kaum zu übertreffen, erklärte Thomas. Antifeministischen Strömungen müssten mit aller Kraft entgegengetreten werden. „Frauenrechte sind Menschenrechte und dürfen nicht zurückgenommen werden.“
2011 verständigte sich der Europarat auf ein Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Die Türkei ratifizierte die Konvention dem Gremium zufolge als erstes Land, 45 weitere Staaten folgten.