Düsseldorf/Saarbrücken (epd). Aus Protest gegen die zunehmende Radikalisierung des Diskurses auf X (ehemals Twitter) haben mehr als 60 deutsche Hochschulen und Forschungsinstitutionen ihren Abschied von der Social-Media-Plattform angekündigt. Der Rückzug von X sei Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen wie Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs, teilte die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am 10. Januar mit.
Die Veränderungen der Plattform X - von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite - machten eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar, hieß es. Der Austritt der Institutionen unterstreiche „ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben.“
Aus Nordrhein-Westfalen haben unter anderem die Deutsche Sporthochschule Köln, die Fern-Universität in Hagen, die Universitäten in Düsseldorf, Duisburg-Essen, Münster und Siegen, die Kirchliche Hochschule Wuppertal, die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen sowie die RWTH Aachen die Erklärung unterzeichnet und ihren Rückzug von X angekündigt. Auch die Universität des Saarlandes beteiligt sich an dem bundesweiten Bündnis.
Die jetzt verkündete Entscheidung betrifft den Angaben zufolge ausschließlich die X-Accounts der beteiligten Institutionen und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse werde man die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen aber weiter aufmerksam beobachten, erklärte die Universität in Düsseldorf. Hintergrund ist, dass mittlerweile auch der Meta-Konzern angekündigt hat, in den USA seine Faktenchecks auf Plattformen wie Facebook oder Instagram einzustellen.