Wiesbaden, Düsseldorf (epd). Die Zahl der Fälle von Kindeswohlgefährdung in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr auf rund 14.400 gestiegen. 2021 waren es noch knapp 13.900 Fälle, wie Zahlen ergeben, die das Statistischen Bundesamt am 2. August in Wiesbaden veröffentlichte. Das ist ein Plus von 3,9 Prozent. Bundesweit meldete die Behörde ein Plus von rund vier Prozent auf fast 62.300 Kinder und Jugendliche, deren Wohlergehen durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt gefährdet war.

In weiteren rund 19.700 Fällen in NRW lag 2022 nach Einschätzung der Behörden zwar keine Kindeswohlgefährdung, aber ein erzieherischer Hilfebedarf vor, zeigt die Statistik. Bundesweit wurden 68.900 solcher Fälle erfasst. Geprüft hatten die Jugendämter in NRW 56.900 und bundesweit insgesamt 203.700 Hinweise, bei denen der Verdacht auf eine mögliche Gefährdung von Kindern oder Jugendlichen bestand. Das entspricht einem Plus von drei Prozent. In NRW hat sich die Zahl im Vergleich zu 2012 verdoppelt.

Das Statistische Bundesamt definiert Kindeswohlgefährdung so, dass Eltern ihrer Verantwortung nicht nachkommen und dadurch das körperliche, seelische oder geistige Wohl ihrer Kinder gefährden. Dies äußere sich in Vernachlässigungen, sexualisierter Gewalt und körperlichen oder psychischen Misshandlungen. „In etwa jedem fünften Fall von Kindeswohlgefährdung erleben die betroffenen Minderjährigen sogar mehrere Formen von Vernachlässigung oder Gewalt gleichzeitig“, erklärte das Bundesamt.