Frankfurt a.M./Naypyidaw (epd). Ein Gericht in Myanmar hat die gestürzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das berichteten am 27. April örtliche Medien, darunter das Nachrichtenportal „Khit Thit Media“. Demnach befanden die vom Militärregime kontrollierten Richter Suu Kyi für schuldig, vom früheren Regierungschef der Region Yangon, Phyo Min Thein, umgerechnet etwa 560.000 Euro an Schmiergeldern sowie mehr als elf Kilogramm Gold angenommen zu haben. Suu Kyi hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Das Verfahren fand hinter verschlossenen Türen statt. Phyo Min Thein hatte im Oktober als Hauptbelastungszeuge gegen die Friedensnobelpreisträgerin ausgesagt. Einst galt er als enger politischer Verbündeter Suu Kyis und wurde zeitweilig sogar als deren Nachfolger gehandelt. Es war das erste Urteil in einer Reihe von Korruptionsklagen gegen die 76-Jährige. Die Höchststrafe hätte bei 15 Jahren Haft gelegen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte den Gerichtsprozess als abstrus und politisch motiviert, um Myanmars Opposition kaltzustellen. Für Suu Kyi häuften sich die Jahre hinter Gittern mit dieser Verurteilung, die auf fingierten Vorwürfen basiere, monierte der Vize-Asienchef der Organisation, Phil Robertson.
17 Anklagen auf den Weg gebracht
Insgesamt hat Myanmars Militärjunta 17 Anklagen gegen die gestürzte Politikerin auf den Weg gebracht, die sie für mehr als 150 Jahre ins Gefängnis bringen könnten. Neben Bestechlichkeit wirft ihr die Justiz Wahlbetrug sowie den Verrat von Staatsgeheimnissen vor. Wegen illegalen Imports und Besitzes von Funkgeräten, Verstößen gegen Corona-Auflagen sowie „Anstiftung zum Aufruhr“ war Suu Kyi bereits im Dezember und Januar zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Am 1. Februar vergangenen Jahres hatte das Militär gegen Suu Kyis regierende „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD) geputscht. Bereits am Morgen des Staatsstreiches waren Suu Kyi, Präsident Win Myint sowie zahlreiche weitere NLD-Mitglieder festgenommen worden. Die Armee begründete den Putsch mit Wahlbetrug, ohne Beweise vorzulegen. Die NLD hatte die Parlamentswahlen vom November 2020 klar gewonnen, die Partei der Militärs war unterlegen. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seitdem fast 1.800 Menschen bei Protesten getötet und über 13.300 Personen festgenommen.