Köln, Solms (epd). Die Kölner Theologin Maria Mesrian will die katholische Kirche wieder nach dem Vorbild von Jesus gestalten. Dazu plant die Mitbegründerin der katholischen Frauenbewegung Maria 2.0 unter anderem, Kirchengebäude „zurückzuerobern“ und als „konsumfreie Räume“ etwa für Bedürftige oder Betroffene von sexuellen Übergriffen oder Machtmissbrauch des katholischen Klerus zu nutzen, wie sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln sagte. Mesrians gemeinsam mit der Künstlerin Lisa Kötter verfasstes Buch „Entmachtet die Kirche und gebt sie den Menschen zurück“ ist am Montag im bene!-Verlag in Solms bei Wetzlar erschienen.
„Naivität des Klerus“
Mesrian forderte, die Kirche müsse sich sichtbar „ihrer Macht entledigen“ und vor allem Frauen an allen Strukturen beteiligen. Die katholische Theologin kritisierte die „Naivität“ des Klerus, der glaube, sich weiterhin eine Kirche ohne Frauen leisten zu können: „Wenn Frauen fehlen, fällt die Kirche in sich zusammen.“ In dem Buch beklagen die Autorinnen, die Kirche habe „an vielen Stellen den einst fruchtbaren Nährboden der guten Botschaft Jesu mit der Hitze ihrer Macht ausgetrocknet“. Mesrian und Kötter werfen der katholischen Kirche Versagen auf den Gebieten vor, die christliche Grundlagen sind: Liebe, Gemeinschaft, Freiheit und Gerechtigkeit.
Was bisher noch eine grundsätzliche Kritik ist, soll schon bald auch zu Handlungen führen, kündigte Mesrian an. Frauen der Bewegung Maria 2.0 wollten Kirchengebäude für soziale Zusammenkünfte nutzen, damit sie wieder Menschen zugute kommen, um die sich auch Jesus gekümmert habe. Sein Satz: „Was Ihr dem geringsten Eurer Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ sei ihre Richtschnur, sagte die Aktivistin.
Kirchengebäude sollten „Aufwärmorte für die Heimatlosen, Gemeinschaftsorte für die Einsamen, Vertrauensorte für die Enttäuschten“ werden. Kirchen müssten „konsumfrei“ sein und genutzt werden, etwa für Versammlungen oder Verteilung von Essen. Die Kirchenräume seien zu gut und zu nützlich, um sie nur Sonntags für wenige Besucher der Gottesdienste zu beleben.
Von innen heraus Einfluss nehmen
Sie selbst sei noch Mitglied der katholischen Kirche, um von innen Einfluss nehmen zu können, sagte Mesrian. Dennoch ist ihre Kritik fundamental. Wenn Katholikinnen und Katholiken sagten, sie hielten die Kirche für „in Ordnung“ und seien in ihrer Gemeinde mit dem Pfarrer zufrieden, dann halte sie grundsätzlich entgegen: „Nichts ist in Ordnung.“
Eine Kirche, die sich nicht mehr an den Armen und Bedürftigen ausrichte, Fehler, wie im Falle sexuellen Missbrauchs, nicht auf eigene Initiative aufkläre und zudem Frauen an den Rand dränge, habe ihren Bezug zur Grundlage, der Lehre Jesu, verloren. Auf diese will Mesrian aber die Kirche wieder gründen. Die katholische Kirche in Deutschland forderte sie auf, eigenmächtig in diesem Sinne zu handeln und nicht auf Vorgaben des Vatikans zu warten.
Hoffnung mache ihr das Projekt „Umsteuern“, sagte die Theologin. Dabei zahlen Mitglieder der katholischen Kirche sowie Menschen, die ausgetreten sind, ein Äquivalent ihrer Kirchensteuern an von sexuellem Missbrauch Betroffene. „Wir können sehen, dass es den Männern und Frauen gut tut, weil sie gewürdigt und gesehen werden.“