Düsseldorf (epd). Spitzenvertreter der Kirchen haben in ihren Karfreitags- und Osterpredigten den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verurteilt und das Leid der Menschen beklagt. Zugleich stellten die Kirchen die Hoffnung auf Frieden ins Zentrum ihrer Osterbotschaften. Wegen einer Corona-Infektion gab es keine Osterpredigten der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus. Nach einem positiven Schnelltest am 14. April und einem positiven PCR-Test am 15. April hatte sie ihre geplanten Ostergottesdienste absagen müssen.

Präses Latzel: Mit Waffen unrechtmäßige Gewalt beenden

Der rheinische Präses Thorsten Latzel sagte am Ostersonntag, dass in den vergangenen Jahrhunderten die Gewaltgeschichte immer weitergegangen sei. Kultur, Bildung und Fortschritt hätten kaum etwas geändert. „Menschen töten Menschen“, betonte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland laut Predigttext. Waffen könnten helfen, unrechtmäßige Gewalt zu beenden. „Überhaupt wieder Raum für Recht und Diplomatie zu schaffen. Dazu braucht es sie jetzt“, sagte Latzel. Allerdings schafften Waffen keinen Frieden. Dafür brauche es Menschen, „die Schwachen helfen, Kinder großziehen, Häuser renovieren, Blumen pflanzen“, erklärte er. „Auch wenn es Jahrzehnte dauert.“

Ostern erzählt dem lippischen Landessuperintendenten Dietmar Arends zufolge, dass Gewalt und Tod sowie die gewalttätigten Herrscher dieser Welt nicht das letzte Wort haben werden. Das Leben und Gott hätten das letzte Wort. „Das macht uns zu Anwälten für das Leben und zu Protestleuten, wie es mal jemand gesagt hat, gegen den Tod“, sagte er laut Predigttext.

Die Hoffnung auf positive Veränderungen bestärkte auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. „Hoffnung als Lebensmittel. Denn nur hoffend können wir unser Leben gut führen“, sagte Bätzing in seiner Predigt im Limburger Dom. „Wenn wir die Hoffnung verlernen, verlernen wir das Zutrauen zum Leben.“

EKD-Ratsvorsitzende: Osterbotschaft trotz Krieg und Gewalt gültig

Bereits vor den Ostertagen hatte die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus die Gültigkeit der Osterbotschaft trotz Krieg und Gewalt betont. Diese sei eine Antwort auf „die dumpfen Parolen des Angriffskrieges“, erklärte die westfälische Präses. Ähnlich äußerte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker am Ostersonntag: „Dem fanatischen Hass rücksichtsloser Menschenverächter setzt Ostern 2022 ein entschiedenes Signal des uns von Gott erschlossenen Lebens entgegen.“ Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs bezeichnete Ostern in diesem Jahr als „Hoffnungsfest gegen Krieg und Gewalt“. Diese Botschaft komme mit Blick auf die grausamen Bilder allerdings schwer über die Lippen, räumte die Hamburger Bischöfin ein.

Nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann lautet die Osterbotschaft der Auferstehung: „Gott bewahrt dich nicht vor allem, aber er rettet dich durch alles hindurch: durch deine Niederlagen, deine Enttäuschungen, deine Schmerzen, ja selbst durch den Tod.“ Die biblischen Erzählungen seien „Rettungsgeschichten“, behaupteten aber nicht einfach, dass alles einfach gut sei und werde, sagte er in einem Osternachtsgottesdienst im Trierer Dom.

Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Es erinnert an die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz.