Brandenburg/Havel (epd). Am evangelischen Dom zu Brandenburg an der Havel stehen Frauen im Mittelpunkt des Jahresprogramms. Unter dem Titel „Frauen am Dom“ seien zahlreiche Veranstaltungen geplant, hieß es am 14. Februar bei der Vorstellung des Programms. Die Jahresausstellung 2024 des Dommuseums präsentiere vor dem Hintergrund der weitgehend männlich dominierten Geschichte des Domstifts Zeugnisse weiblicher Aktivitäten und Netzwerke zwischen Mittelalter und Moderne. Die Ausstellung „Keine Frau. Nirgends“ wird vom 1. Mai bis zum 31. Oktober gezeigt.

Die Dominsel Brandenburg sei von 948 bis 1929 eine eigene Welt gewesen, hieß es. Über die geschichtlichen Verschiebungen hinweg hätten dort und im Domstift auf den ersten Blick ausschließlich Männer gelebt und gewirkt. An substanzieller Stelle sei über die Jahrhunderte keine Frau sichtbar gewesen. Dieser Eindruck ändere sich jedoch bei genauerem Hinsehen. Es zeigten sich Hinweise auf weit überregionale, auch internationale weibliche Beziehungsgeflechte sowie Beispiele für einen lebendigen, von Frauen inszenierten Kultur- und Kunsttransfer von und nach Brandenburg.

Die Kultur- und Bildungsvorständin des Domstifts, Marianne Schröter, sagte, die Geschichte der Frauen am Dom sei bisher kaum bearbeitet worden. Bei einer ersten Durchsicht der Bestände von Archiv und Museum zum Thema seien jedoch allein 50 Objekte dazu ermittelt worden. Dazu gehöre die historische Abschrift der Gründungsurkunde einer Mädchenschule durch Gertrud von Saldern (1518-1595) im Domarchiv.

Schröter sagte, aus dem Domschatz werde unter anderem eine Altardecke gezeigt, die nach einem Entwurf des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) von mehreren Prinzessinnen bestickt worden sei. Das Domstift hoffe als Ergänzung dazu auf ein Exponat der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, ein Nähkästchen mit Monogrammen der königlichen Stickerinnen. Ziel der Ausstellung sei, Brandenburgerinnen im Kontext ihres Wirkens zu zeigen.

Der reiche Schatz des Domstiftsarchivs umfasse Urkunden und Akten zu ganz verschiedenen Themen und aus allen Jahrhunderten seines Bestehens, hieß es. Im Zusammenhang mit Amtsbestellungen, politisch wichtigen Eheschließungen, Erbangelegenheiten und Stiftungen sei auch das Wirken von Frauen schriftlich dokumentiert und habe so Eingang in die Bestände gefunden. Diese Dokumente und Zeugnisse aus dem Domschatz stünden im Zentrum der Ausstellung. Dort seien Frauen als Stifterinnen, Kunsthandwerkerinnen, Mäzeninnen und Sozialreformerinnen präsent.

Im Jahresprogramm sind auch zwei Sonderausstellungen angekündigt. Vom 30. April bis zum 31. Oktober soll die Wanderausstellung „Manchmal male ich ein Haus für uns“ mit Fotografien von Flüchtlingskindern gezeigt werden. Vom 1. August bis zum 31. Oktober ist die Ausstellung „Ich sitze hier am Mittelmeer und habe keine Mittel mehr“ über die von Brandenburg ausgegangene Hachschara-Bewegung der jüdischen Emigration nach Palästina zu sehen. Im Mittelpunkt stehe dort der Lebensweg der Keramikerin Ulla Weiler, die unter dem Namen Ilana Michaeli in Palästina gelebt habe, hieß es.