Weimar (epd). Der neue Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, unterstützt nachdrücklich die Position der Bundesregierung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und im Streit mit Russland diplomatische Lösungen zu suchen. „Waffen können kein Teil der Lösung sein, sie würden eher zu einer Eskalation des Konfliktes führen“, sagte er der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ (Ausgabe zum 6. Februar). Der 57-jährige Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hatte das Amt Ende Januar übernommen.
Kramer rief in dem Interview dazu auf, nicht auf die Kriegsrhetorik zu hören. Es müssten alle Aspekte des Konfliktes beachtet werden: „Dazu gehört es auch, die Sicherheitsinteressen Russlands nüchtern in den Blick zu nehmen.“
Frieden sei für ihn ein zentrales Thema in der Kirche. Die Sorge darum gehöre in den Mittelpunkt kirchlicher Arbeit. Als einen Schwerpunkt seiner Arbeit als EKD-Friedensbeauftragter nannte Kramer, „dafür zu ringen, dass Deutschland dem seit einem Jahr in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag beitritt“.
Der Bischof verwies auf die lange Tradition der Friedensarbeit evangelischer Christen in der DDR. Vor mehr als 30 Jahren hätten sie mit Friedensgebeten in überfüllten Kirchen gewaltfrei eine friedliche Revolution erreicht. „Die Mauer fiel, ohne Gewalt, der Kalte Krieg endete, die europäische Teilung konnte überwunden werden, Abrüstung wurde möglich. Die evangelischen Kirchen im damaligen DDR-Kirchenbund haben durch ihre friedensethische Arbeit viel dazu beigetragen“, erklärte der Bischof.
Die Ökumenische Versammlung 1989 in Dresden, die Friedensgebete, aber auch viele Beschlüsse der damaligen Synoden hätten deutlich den Frieden angemahnt. „Diese Tradition gerade der DDR-Kirchen ist ein großer Schatz, der nicht in Vergessenheit geraten darf“, sagte der frühere Bausoldat.
Kurz nach der friedlichen Revolution sei er gegen eine Übernahme des Militärseelsorgevertrages in den ostdeutschen Kirchen gewesen. Heute erkenne er in der Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten eine selbstverständliche Aufgabe der Kirche, die den Menschen in ihrer Not beizustehen habe.