Berlin, Köln (epd). Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat für dieses Jahr bessere Rahmenbedingungen für die Pflege gefordert. Die Krankenpflege brauche klare politische Signale und Unterstützung, um eine Trendumkehr zu erreichen, sagte der designierte Hauptgeschäftsführer der DKG, Gerald Gaß, am 26. Januar in Berlin. So müsse der Gesetzgeber noch vor der Bundestagswahl aktiv werden und Standards für die Personalbemessung im Krankenhaus festlegen. Notwendig sei etwa das Aussetzen der Pflegepersonaluntergrenzen in diesem Jahr.
Der Fachkräftemangel in der Pflege sei der zentrale Engpass in der Pandemie, hieß es weiter. An vielen Standorten sei deshalb die Regelversorgung deutlich eingeschränkt. Zur Reduzierung der bürokratischen Lasten müsse die Prüfquote des Medizinischen Dienstes auf maximal fünf Prozent beschränkt werden, forderte die DKG.
Nach der Häufung von Infektionen mit einem mutierten Corona-Virus im Berliner Humboldt-Klinikum sprach sich DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum für eine bessere Teststrategie in den Krankenhäusern aus. Überall dort, wo es auch nur die Vermutung einer Coronavirus-Mutation gebe, müssten die Krankenhäuser die Möglichkeit haben, die erforderlichen Tests zu machen, sagte Baum. Da sollten die Krankenkassen nicht mitreden können, sagte er mit Blick auf die Kostenübernahme. In dieser Frage wünsche er sich klare Signale von der Bundesebene.
Das Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin ist seit 23. Januar unter Quarantäne, neue Patienten werden nicht mehr aufgenommen. Das Personal befindet sich in sogenannter Pendel-Quarantäne zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Grund ist die Ausbreitung der als hochansteckend geltenden Corona-Variante B.1.1.7.
Die DKG fordert von der Politik außerdem für das Jahr 2021 einen Rettungsschirm für Krankenhäuser. Wie schon im vergangenen Jahr müsse ein solches Konzept Erlösausfälle bei den Kliniken berücksichtigen, die aufgrund ihrer Umstellung zugunsten von Covid-Behandlungen ihre sonstigen Leistungen heruntergefahren haben, sagte Hauptgeschäftsführer Baum.
Ein solcher Rettungsschirm müsse nun schnell geschaffen werden, um den Häusern Planungssicherheit zu geben, mahnte Baum. Den Krankenhäusern müsse der Rücken wirtschaftlich freigehalten werden, damit sie sich weiterhin auf die Pandemie konzentrieren könnten. Auch wenn die Zahl der stationären Covid-Patienten und derjenigen auf den Intensivstationen derzeit sinke, bleibe das Thema aufgrund der Mutationen weiter in den Krankenhäusern.
Baum erläuterte, dass die Kliniken aufgrund von verordnungsgesetzlichen Vorgaben und Vorschriften durch die Landesregierungen während der ersten Corona-Infektionswelle im vergangenen Jahr "sehr radikal" das Regelleistungsvolumen heruntergefahren hätten. Heute geschehe dies besser abgestimmt. Gleichwohl bestehe die Notwendigkeit, zugunsten der Covid-Behandlung das sonst übliche Leistungsangebot eines Hauses zu reduzieren. Das bedeute weniger Einnahmen. Ganze Abteilungen würden in Infektionsabteilungen umgewidmet, in den Zimmern weniger Patienten untergebracht.
Laut DKG gab es seit 10. März 2020 rund 150.000 Covid-Patienten in Krankenhäusern, davon rund 28.000 Intensivpatienten. Aktuell seien es rund 4.600 Intensivpatienten. In der ersten Welle war demnach der Höchststand am 21. April 2020 mit 2.845 Intensivpatienten, davon wurden 2.052 beatmet. Der Höchststand in der zweiten Welle sei am 4. Januar 2021 gemessen worden mit 5.781 Intensivpatienten, davon wurden 3.191 beatmet.