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Corona

Mensamobil bringt mehr als ein warmes Essen




Kinderteller mit Macaroni-Nudeln
epd-bild/Mensamobil
Die Stadt Bruchsal lässt Kindern während des Lockdowns ein warmes Mittagessen bringen - nach Hause oder in die Notbetreuung der Kitas und Schulen. Die Nachfrage nach dem Mensa-Mobil steigt.

Ein Mensa-Mobil mit einem warmen Mittagessen für Kinder gibt es in Bruchsal seit dem Ende der Weihnachtsferien. Es richtet sich an Mädchen und Jungen, die eine Bruchsaler Schule oder Kita besuchen und normalerweise in Ganztagesbetreuung sind, jetzt aber wegen des Corona-Lockdowns zuhause sind. "Die Nachfrage nach dem Mittagessen steigt von Tag zu Tag," sagt der Fachbereichsleiter Bildung, Soziales und Sport bei der Stadtverwaltung Bruchsal und Initiator des Projektes Mensa-Mobil dem Evangelischen Pressedienst (epd), Patrik Hauns.

Ehrenamtliche Unterstützung

Die Idee dafür sei ihm am Dreikönigstag gekommen. Nach kurzer Besprechung im Rathaus sei das Mensamobil schon am ersten Tag nach den Weihnachtsferien, dem 11. Januar, umgesetzt worden. "Ich freue mich über die große Bereitschaft an ehrenamtlicher Unterstützung," berichtet Hauns. Nur so habe er das Angebot allen Ganztageskindern machen können.

Rund 15 Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter könne er einsetzen. Sie liefern das warme Essen unter Einhaltung der Infektionsschutzvorschriften an die Wohnungstür. Vor allem Kinder, deren Eltern ganztägig arbeiten, nutzen das Angebot. Für sie kostet ein Mittagessen wie in der Ganztagesbetreuung 3,90 Euro. Für Kinder, denen Leistungen für Bildung und Teilhabe zustehen, ist das Essen kostenlos.

Mit dem Projekt kommt die Stadt Bruchsal unter anderem einer Forderung der Diakonie Deutschland nach. Maria Loheide vom Vorstand Sozialpolitik bei der Diakonie Deutschland hatte zuletzt Anfang Januar gefordert, dass "Kinder, die in Armut leben, auch dann zu Mittag essen müssen, wenn sie im Lockdown nicht in der Schule sind und zuhause lernen". Laut Loheide sehen es die gesetzlichen Regelungen sogar vor, dass bei einem Corona-bedingten Ausfall des Präsenzunterrichts die Familien nicht das Essensgeld bekommen, sondern das Essen nach Hause geliefert werde.

Hoffen auf Nachahmer

Das Projekt Mensamobil sei bisher einmalig in Baden-Württemberg, bestätigt der Dezernent für Familie und Soziales beim Städtetag Baden-Württemberg, Benjamin Lachat. Die bereits im ersten Lockdown im Frühjahr angestellten Überlegungen einiger Städte, ein ähnliches Projekt einzuführen, seien bisher nicht "ins Rollen gekommen". Viele der 190 im Städtetag vertretenen Städte seien zu groß, um ein Essensangebot für alle Ganztagesschüler machen.

"Ich bin mir jedoch sicher, dass das Bruchsaler Beispiel Nachahmer findet," gibt sich Benjamin Lachat zuversichtlich. Er begrüße es, dass Bruchsal nach Wegen suche, den Kontakt zu Kindern auch während des Homeschoolings zu halten. Der Sozialdezernent und ehemalige Schulsozialarbeiter spricht einen wichtigen "Nebeneffekt" der Essenslieferung an: den Austausch mit Erwachsenen, die nicht der eigenen Familie angehören.

Das Angebot des Mensamobils sei mehr als die eines einfachen Essenslieferanten. Bei der Begegnung mit den Kindern könne er nachfragen, wie das Kind etwa mit dem Homeschooling zurechtkommt, ob es Lesestoff braucht oder gar sehr oft allein ist. "Die massiven Einschränkungen des Schul- und Soziallebens von Kindern und Jugendlichen dauern nun schon fast ein Jahr", stellt Lachat fest. "Damit muss man umgehen."

Susanne Lohse


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