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Corona

Geriater: Hochbetagte mobil daheim impfen



Mehr als 71 Prozent der Hochbetagten möchte sich gegen COVID-19 impfen lassen. Das geht aus einer am 30. Dezember veröffentlichten nicht repräsentativen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) unter geriatrischen Klinikpatienten hervor. "Doch die Logistik ist für die Hauptzielgruppe der hochaltrigen Patienten der ersten Impfkohorte nicht durchdacht", rügte Präsident Hans Jürgen Heppner, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Schwelm und Lehrstuhlinhaber für Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke. Die Anmeldung für die Impfung, die Erreichbarkeit der Impfzentren sowie die erforderliche Mobilität stelle viele Seniorinnen und Senioren vor eine nahezu unlösbare Aufgabe.

Er forderte Bund und Länder auf, zügig effektive Möglichkeiten zu schaffen, die alten Menschen bei der Terminvereinbarung und dem Transport in die Impfzentren zu unterstützen.

Petra Benzinger von der Universität Heidelberg und Koordinatorin der Ad-hoc-Umfrage sagte, die hohe Impfmotivation in der Höchstrisikogruppe sei sehr ermutigend. Viele Befragte, die sich in klinischer Behandlung befanden, baten demnach um einen umgehenden Impftermin und einige erklärten sogar, länger in der Klinik bleiben zu wollen, wenn das zu einer Impfung führen würde.

"Arzt und Patient zusammenbringen"

Es gelte jetzt, Patient und Arzt zusammenzubringen. "Während die Bewohner von Pflegeheimen bereits geimpft werden, überlegt der Großteil der Zielgruppe 80+ zu Hause, wie sie die Impfung bekommen kann", erläuterte Clemens Becker, Chefarzt der Geriatrie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und Experte für Mobilität im Alter. "Viele der Impfzentren scheinen nicht barrierefrei gestaltet zu sein. Das ist ein echtes Problem."

Benzinger sprach sich dafür aus, auf kommunaler Ebene ergänzende Impfangebote für die Gruppe der noch selbstständig lebenden, hochbetagten Menschen zu schaffen.

Senioren mobil daheim impfen

"Warum sollten die mobilen Impfteams nicht auch in den nächsten Wochen am Morgen zentral ihre Spritzen aufziehen und dann Hausbesuche durchführen?“, fragte Heppner. Eine Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen könne bereits im Vorfeld schriftlich oder auch mit Hilfe eines kurzen Films erfolgen. „Wer dann noch Fragen hat, kann sie ja direkt stellen. Aber nicht jeder Impfwillige muss noch einmal einzeln lang und breit aufgeklärt werden."

Für die nicht repräsentative Erhebung wurden den Angaben nach 118 Personen in der Zeit zwischen dem 18. und 22. Dezember interviewt.

Dirk Baas