

Wolfsburg (epd). Im Wolfsburger Hanns-Lilje-Pflegeheim sind nach Angaben des Trägers vom 1. April 22 Menschen infolge der Atemwegserkrankung Covid-19 gestorben. In der Einrichtung für demenzkranke Menschen sind insgesamt 56 Bewohnerinnen und Bewohner am neuartigen Coronavirus erkrankt, wie die Diakonie Wolfsburg als Betreiber weiter mitteilte. Insgesamt leben dort zurzeit 145 meist hochbetagte Frauen und Männer. Das Landesgesundheitsministerium hat einen Aufnahmestopp für Pflegeheime verfügt.
Das Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim ist neben dem Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg die bundesweit am stärksten durch die Corona-Krise betroffene Einrichtung für alte Menschen. In Würzburg starben bis 30. März 16 Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung.
Die Serie von Todesfällen im Hanns-Lilje-Heim begann am 23. März. Bereits am Morgen des 18. März habe das Gesundheitsamt die Heimleitung darüber informiert, dass der Ehemann einer Mitarbeiterin positiv getestet worden sei, erläuterte eine Sprecherin des Heims. Die Frau sei auf Anweisung des Amtes vom Dienst aus in Quarantäne geschickt worden. Am Nachmittag desselben Tages habe den Heimleiter vom Gesundheitsamt die Information erreicht, dass ein Bewohner des Heims, der sich zu diesem Zeitpunkt im Wolfsburger Klinikum in Behandlung befunden habe, positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.
Als dann bei anderen Bewohnern Fieber aufgetreten sei, habe das Haus umgehend das Amt informiert und das weitere Vorgehen mit der zuständigen Behörde abgesprochen, betonte die Sprecherin. Sie verteidigte damit das Vorgehen des Heims gegen eine Äußerung von Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Diese hatte am 30. März gesagt, das Heim habe dem Gesundheitsamt erst spät die ersten Corona-Fälle gemeldet.
Reimann hat nach dem Bekanntwerden der Todesfälle in Wolfsburg einen landesweiten Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Danach dürfen Patienten aus Krankenhäusern ebenso wenig in die Heime gebracht werden wie aus dem häuslichen Bereich - es sei denn, die Heime können eine strikte 14-tägige Quarantäne garantieren.
Der Leiter des Corona-Krisenstabs in Niedersachsen, Staatssekretär Heiger Scholz, verteidigte die Entscheidung des Ministeriums in Hannover. "Es ist eine letzte Notmaßnahme, um diese hochverletzliche Gruppe zu schützen", sagte er. "Wenn das Virus einmal im Haus ist, springt es von Zimmer zu Zimmer." Natürlich habe es auch negative Folgen, wenn die Pflegeheime keine neuen Bewohner mehr aufnehmen könnten. "Es ist eine schwierige Entscheidung gewesen."
Das Lilje-Heim meldete am 31. März, es hätten inzwischen die ersten der 29 Freiwilligen, die sich bei der Stadt für Hilfseinsätze gemeldet hätten, ihren Dienst aufgenommen. Wie die Diakonie am 1. April mitteilte, wird im Heim die strikte Trennung der Bereiche in einen Schutz- und einen Infiziertenbereich weiter vorangetrieben. Dasselbe gelte für die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Bewohner und Mitarbeiter. Die Trennung der Bereiche erweise sich dabei als die richtige Maßnahme: Alle im Schutzbereich lebenden Bewohner seien derzeit negativ getestet. Aus der Bevölkerung erhalte das Heim zahlreiche Hilfsangebote wie selbstgenähte Mundschutz-Masken und Schutzkleidung.
Auch in anderen Altenheimen in Niedersachsen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen. In Wildeshausen bei Oldenburg starben inzwischen zwei alte Menschen.