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Hirnforscher Spitzer: Einsamkeit ist tödlich



Einsamkeit ist nach der Einschätzung des Ulmer Psychiaters Manfred Spitzer tödlich. "Einsamkeit ist der Killer Nummer eins", sagte der Wissenschaftler am 20. Juni auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Das ungewollte Alleinsein führe zu Stress, der anfälliger für andere Krankheiten mache und daher schneller zum Tod führe. Damit sei Einsamkeit schädlicher für die Gesundheit als Rauchen, Übergewicht oder Alkoholkonsum.

Zugleich verwies der Hirnforscher darauf, dass Einsamkeit im Schmerzzentrum gefühlt werde. "Einsamkeit tut weh", erklärte Spitzer. Lindernd wirke etwa, ein Foto eines geliebten Menschen zu sehen - nicht nur bei Einsamkeit, sondern auch bei körperlichen Schmerzen.

Soziale Kontakte sind ebenfalls wichtig

Umgekehrt könnten auch Schmerzmittel kurzfristig das Leid der Einsamkeit bessern. Er rate aber von der Therapie mit Schmerzmitteln gegen Einsamkeit ab, auch wegen der Nebenwirkungen. "Soziale Kontakte sind genauso wichtig wie Schmerzfreiheit", unterstrich der Mediziner.

In Großbritannien versuchten Ärzte, Einsamen statt Medikamenten gemeinschaftsfördernde Aktivitäten wie Kochkurse oder den Besuch einer Bar zu verschreiben. Jungen Menschen empfiehlt der Psychiater, ein Instrument oder eine Sportart zu erlernen, sich künstlerisch zu betätigen oder Theater zu spielen, um später immer wieder neu Anschluss an eine Gruppe zu finden. "Damit können Sie Kinder impfen gegen Einsamkeit", betonte Spitzer. Förderlich für die Gesundheit sei auch, den Kontakt zur Natur zu suchen und eher im ländlichen Raum zu leben, da die Einsamkeit in den Städten stärker ausgeprägt sei.