sozial-Politik

Zuwanderung

Studie zur Integration: "Es läuft im Alltag recht gut"




Teilnehmer eines Integrationskurses
epd-bild/Jörn Neumann
Die Ereignisse in Chemnitz und Köthen haben die Debatte über die Zuwanderung verschärft. Integrationsforscher warnen vor Panikmache. Einer neuen Studie zufolge beurteilen die Deutschen die Zuwanderung im Alltag positiver als weithin angenommen.

Trotz scharfer Diskussionen über Probleme im Zusammenhang mit Zuwanderung sind die Deutschen einer Studie zufolge mehrheitlich optimistisch beim Thema Integration. Eine Mehrheit findet, dass Flüchtlinge positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beitragen werden, wie aus dem am 17. September in Berlin vorgestellten Integrationsbarometer des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration hervorgeht. Ebenfalls eine Mehrheit ist dafür, dass Deutschland weiterhin Flüchtlinge aufnimmt. Gleichzeitig ist eine Mehrheit von 57 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund für eine Begrenzung der Zahl der Zuwanderer. Skeptischer als andere blicken Ostdeutsche und Männer im Westen Deutschlands auf das Thema Integration.

Positives Integrationsklima

Für das Integrationsbarometer haben die Forscher den Angaben zufolge zwischen Juli 2017 und Januar 2018 rund 9.300 Personen mit und ohne Migrationshintergrund bundesweit befragt. Anhand verschiedener Kriterien misst die Studie den sogenannten Integrationsklima-Index auf einer Skala von 0 bis 100. Gefragt wird etwa nach der allgemeinen Akzeptanz von Zuwandern, Integration im Bildungsbereich oder Beziehungen zwischen Zuwanderern und Mehrheitsgesellschaft. 2018 ist der Index leicht auf 63,8 Punkte gesunken, 2015 lag er noch bei 65,4 Prozent.

Dass die Diskussion über Flüchtlinge den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig gefährdet habe, sei aus den Ergebnissen nicht herauszulesen, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Thomas Bauer. Das Integrationsklima sei stabil positiv, deutet er den Wert. "Es läuft im Alltag recht gut", ergänzte Studienautorin Claudia Diehl.

Für das Integrationsbarometer wurden Deutsche ohne Migrationshintergrund sowie Zuwanderer oder Nachfahren von Migranten verschiedener Gruppen befragt. In der Tendenz zeigt sich, dass Spätaussiedler am skeptischsten auf Zuwanderung blicken. Türkeistämmige sind skeptischer als die Mehrheitsgesellschaft, allerdings optimistischer als noch vor drei Jahren. Bei EU-Zuwanderern sind die Zweifel der Studie zufolge im Vergleich zur letzten Befragung leicht gestiegen.

Orte der Begegnung

Die Experten machen aufgrund der Befragung vor allem einen Grund für eine kritische Haltung aus: mangelnden Kontakt zu Zuwanderern. Dies gelte im Osten wie im Westen. Im Osten wirkt der Effekt aber den Angaben zufolge verstärkt, weil Erfahrungen mit ethnischer Vielfalt dort die Ausnahme seien. Allgemein von einem "ostdeutschen Integrationspessimismus" zu sprechen, lehnen die Sachverständigen ab.

Der Studie zufolge gibt es eine zweite Gruppe, die das Integrationsgeschehen relativ skeptisch beurteilt. So seien Männer beim Thema Zuwanderung deutlich pessimistischer als Frauen, wobei der Unterschied nur im Westen Deutschlands auffällt. Eine Erklärung liefern die Autoren mit Verweis auf andere Studien mit der Tatsache, dass Frauen häufiger in der Flüchtlingshilfe aktiv sind.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), erklärte mit Blick auf die Studie, es sei deswegen wichtig, Orte der Begegnungen zu schaffen, in Vereinen, der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz. Zudem forderte sie, interkulturelle Bildung bei der Lehrerausbildung stärker in den Blick zu nehmen.

Corinna Buschow