

Berlin (epd). Nach einer Umfrage der AOK sind 36 Prozent der Eltern übergewichtig, 22 Prozent sogar fett. Väter litten mit 72 Prozent deutlich häufiger an Übergewicht oder Adipositas als Mütter (50 Prozent), wie aus der am 2. Juli in Berlin vorgelegten "Familienstudie" der gesetzlichen Krankenversicherung hervorgeht. Zudem bewegten sich nur zehn Prozent der Kinder in Deutschland so aktiv, wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.
"Unsere Gesellschaft leidet immer mehr an Übergewicht und Bewegungsmangel", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer. Die jüngsten Ergebnisse seien ein Alarmsignal. "Wir haben ein pummeliges Problem", so Hoyer. Die AOK-Familienstudie erscheint den Angaben zufolge alle vier Jahre. Für die neueste Ausgabe mit dem Schwerpunkt körperliche Aktivität seien bundesweit rund 5.000 Mütter und Väter befragt worden, die Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren haben.
Wie Gesundheitspsychologin Jutta Mata von der Universität Mannheim erläuterte, sollten sich Kinder laut WHO-Empfehlungen täglich mindestens 60 Minuten moderat bewegen, so dass Atmung und Puls leicht zunehmen. Im Durchschnitt seien Kinder in Deutschland aber nur an 3,6 Tagen pro Woche im Sinne der WHO-Empfehlung aktiv, ihre körperliche Aktivität sei damit sehr niedrig.
Eine Rolle spiele dabei offenbar der zunehmende Medienkonsum. "59 Prozent der Kinder von vier bis sechs Jahren nutzen Medien länger als empfohlen, am Wochenende liegt dieser Wert sogar bei 84 Prozent", sagte Mata, die die Studie begleitete. Ähnlich sehe es bei Kindern von sieben bis zehn Jahren aus.
Die Gesundheitspsychologin empfiehlt, mehr Bewegung in den Familienalltag einzubauen, Wege häufiger zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, gemeinsam Sport zu treiben oder bewegungsorientiert zu spielen. AOK-Vize-Vorstandschef Hoyer betonte, dass auch Städte und Kommunen mit einer nutzerfreundlichen Infrastruktur dazu beitragen könnten, die gemeinsame Bewegung in Familien zu fördern. Nötig seien etwa mehr sichere Radwege sowie ausreichend Schwimmbäder und Sportplätze.
Laut Studie bewerten insgesamt drei Viertel der Eltern (76 Prozent) ihre eigene Gesundheit als "gut" oder "sehr gut". Als größter Belastungsfaktor wird zeitlicher Stress (40 Prozent) angegeben. Danach folgen finanzielle Belastung (27 Prozent) sowie psychische Belastung (27 Prozent). Als zunehmende Belastung wirken sich auch partnerschaftliche Probleme aus, die in der Studie von 20 Prozent der Befragten angegeben wurden (2014: 14 Prozent). Zudem beurteilt die große Mehrheit der Eltern die Gesundheit ihrer Kinder als "gut" oder "sehr gut" (94 Prozent). 39 Prozent der Eltern berichten von häufiger Gereiztheit oder schlechter Laute der Kinder, 19 Prozent der Kinder leiden regelmäßig unter Einschlafproblemen und zehn Prozent unter Bauchschmerzen. Auch dies könne auf Bewegungsmangel zurückzuführen sein, hieß es.