

Marburg (epd). Großen Teilen der Bevölkerung sei der Konfliktgegenstand im Asylstreit der Union unklar geblieben, sagte der Sozialpsychologe Ulrich Wagner dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Nur wenige Menschen können aus dem Stegreif sagen, worum es eigentlich geht. Aus diesem Grund werden viele beeinflussbar von Menschen, die einfache Lösungen anbieten." Deshalb sei es besonders wichtig, dass die öffentliche Debatte nicht nur negativ geführt werde, sondern die Politik auch positive Lösungswege und Aspekte aufzeige, forderte Wagner.
Zu den Auswirkungen der Asyl-Debatte sagte der der Marburger Hochschullehrer, die daraus resultierende Verunsicherung und Unzufriedenheit bekämen auch Organisationen und Menschen zu spüren, die sich für Flüchtlinge einsetzten. Die Spaltung der Gesellschaft in der Frage nach dem Umgang mit der Zuwanderung werde somit noch verstärkt. "Auf der einen Seite sind diejenigen, die offen und hilfsbereit sind, und auf der anderen Seite diejenigen, die eine härtere Hand fordern."
Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer haben nach Ansicht des Hochschullehrers gerade in der derzeitigen Situation eine wichtige Funktion, weil sie ein positives Vorbild seien. "Sie sind für den Rest der Bevölkerung ein Modell, das man gar nicht überschätzen kann." Ehrenamtlichen, die wegen ihrer Tätigkeit kritisiert oder sogar angegriffen werden, rät Wagner: "Sie sollten Argumente liefern und erklären, warum sie das tun." Das werde die Kritiker zwar nicht sofort umstimmen. "Aber es kann bewirken, dass Menschen anfangen nachzudenken."