Ausgabe 17/2018 - 27.04.2018
Bielefeld (epd). "Die Pflege wird weniger als ein soziales Verhältnis zwischen Pflegenden und Patienten verstanden, sondern eher als ein ökonomisches Dienstverhältnis", sagte Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Fragen stellte Claudia Rometsch.
Pflege und die Versorgung kranker Menschen seien zwar schon lange ein Arbeitsbereich, in dem es zu Gewalt komme. "Dass wir nun mehr darüber hören, liegt daran, dass sie ein so hohes Ausmaß angenommen hat, dass sie nicht mehr übersehbar ist."
Der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG) kritisierte vor allem den zunehmenden Zeitdruck auf das Pflegepersonal. "Die enge Zeittaktung und die mangelnden Möglichkeiten, sich auf Stresssituationen einzustellen, sind die Faktoren, die Konflikte öfter in Aggression und Gewalt münden lassen."
Denn unter Zeitdruck entstünden leichter Missverständnisse. "Das erhöht die Gefahr von Aggressionen, wenn die beteiligten Personen in einer negativen Stimmung sind und sich nicht anders als mit Aggression und Gewalt zu helfen wissen." Zick kritisierte auch, dass zu wenig Zeit in die Ausbildung des Personals investiert werde. Zum Beispiel fehlten häufig Trainings zur Stärkung der Kommunikationskompetenzen sowie der Konflikt- und Gewaltprävention. Außerdem müsse in den Einrichtungen gewährleistet werden, dass Gewaltsituationen nachbereitet und aufgearbeitet würden.
Gewalt lasse sich nur durch achtsame Pflege verhindern, sagte Zick. "Das funktioniert nicht, wenn man weiter spart und Pflegekräfte im Schnellverfahren auf einen rabiaten Pflegemarkt wirft."