Ausgabe 8/2013 - 23.02.2018
Schwalmstadt (epd). Der Gießener Medizinhistoriker Volker Roelcke wird auf Anfrage der Hephata Diakonie die noch vorliegenden Patientenakten im Hinblick auf mögliche Versuche an Heimkindern in Hephata in den 1950er Jahren untersuchen. Das teilte die Hephata Diakonie am 21. Februar mit. Davon erhofft sich der Träger die Klärung von neu aufgeworfenen Fragen.
Roelcke gelte als Spezialist auf diesem Gebiet, unter anderem habe er in einer öffentlichen Anhörung zum Thema Impf- und Medikamententests an Kindern in hessischen Heimen vor dem Landtag gesprochen.
Die Filmemacherin Sonja Toepfer, die im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau das Leiden von Heimkindern aufarbeitet, war bei ihren Recherchen nach Medienberichten auf Hinweise gestoßen, dass in den 1950er Jahren Heimkinder vom damaligen Hephata-Arzt Willi Enke zu Forschungszwecken am Gehirn untersucht wurden. Dabei wurde das heute nicht mehr übliche, schmerzhafte Verfahren der Pneumoenzephalographie angewendet. Dabei wurde unter anderem Gehirnflüssigkeit entfernt und Luft in den Kopf eingeleitet, um das Gehirn zu röntgen.
Enke war NSDAP-Mitglied seit April 1933. Die Universität Halle-Wittenberg bezeichnet ihn als Mitwisser der Krankenmorde in der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg. 1948 in Darmstadt entnazifiziert, war der Mediziner kurzfristig an der Universität Marburg tätig. Bis zur Pensionierung leitete er dann das Hessische Diakoniezentrum Hephata bei Treysa.