Ausgabe 8/2013 - 23.02.2018
Berlin (epd). Sie sind privilegiert und gelten bisher als eine weitgehend gesunde Bevölkerungsgruppe: die Studierenden. Und doch sind knapp eine halbe Million Studenten psychisch krank. Das geht aus dem Barmer-Arztreport 2018 hervor, der am 22. Februar in Berlin vorgestellt wurde. Schwerpunkt des diesjährigen Reports sind psychische Störungen bei jungen Erwachsenen.
Mehr als jeder sechste Student (17 Prozent) hatte danach im Jahr 2015 eine psychische Erkrankung, rund 86.000 eine Depression. Insgesamt ist der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit psychischen Diagnosen in den Jahren 2005 bis 2016 um 38 Prozent gestiegen, bei Depressionen um 76 Prozent. Jeder Vierte (26 Prozent) der rund sieben Millionen jungen Erwachsenen in Deutschland hat danach heute eine psychische Störung.
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer-Krankenkasse, Christoph Straub, sagte, auch wenn man einkalkuliere, dass heute mehr psychische Diagnosen gestellt würden als früher und mehr Menschen ärztliche Hilfe suchten, sei die Zunahme psychischer Erkrankungen auch bei jungen Erwachsen deutlich. Er prognostizierte einen weiteren Anstieg und forderte mehr Vorsorge. Bei jungen Erwachsenen würden die Weichen für das spätere Leben gestellt.
Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der jungen Erwachsenen nimmt schon bei einer leichten depressiven Episode die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch. Andererseits gehen viele schwerer Erkrankte nicht zu Fachärzten oder Psychotherapeuten. Straub verwies darauf, dass der Ausbruch einer Depressionen nachweislich auch mit Online-Trainings verhindert werden könne, wie sie die Barmer anbiete. Wichtig seien passgenaue Hilfen.
Die Weltgesundheitsorganisation rechnet damit, dass Depressionen 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit sein werden. Angehenden Akademiker waren bisher aber weniger unter Druck als Gleichaltrige in der Ausbildung oder im Beruf. Der Barmer-Report führt die Zunahme psychischer Erkrankungen auf steigenden Zeit- und Leistungsdruck sowie auf finanzielle Sorgen und Zukunftsängste zurück. Ein erhöhtes Risiko für Depressionen haben außerdem junge Erwachsene, bei deren Eltern bereits eine psychische Störung diagnostiziert wurde.
Junge Studierende sind weniger stark gefährdet als ältere und auch gesünder als ihre Altersgenossen in Ausbildung und Beruf. Mit zunehmendem Alter kehrt sich das Verhältnis um. Wie in anderen Altersgruppen auch, erkranken Frauen häufiger als Männer. Depressionen sind teuer: Von knapp zwei Milliarden Euro, die die Krankenkassen für die Behandlung psychischer Störungen bei jungen Erwachsenen aufwenden, entfallen mehr als zwei Drittel (71 Prozent) auf die rund sieben Prozent mit einer Depressionsdiagnose.
Die Barmer-Krankenkasse kann für ihre jährlichen Berichte auf die anonymisierten Daten von rund acht Millionen Versicherten zurückgreifen. Die Studien geben Auskunft über die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland und haben jedes Jahr einen anderen Schwerpunkt.