sozial-Politik

Senioren

Gesundheitsminister wollen bessere Versorgung Älterer



Die Gesundheitsminister der Länder wollen die medizinische und pflegerische Versorgung älterer Menschen verbessern. Bei ihrer Konferenz in Bremen haben sie vorgeschlagen, Leitlinien für eine nachgewiesen wirkungsvollere Hilfe zu entwickeln.

Zum Abschluss des zweitägigen Treffens am 22. Juni sagte die Vorsitzende der Konferenz, die Bremer Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD): "Das Ziel liegt in einer gut abgestimmten Behandlung des einzelnen Patienten, um seine Lebensqualität im höheren Alter aufrechtzuerhalten." Die Leitlinien hätten nach Angaben der Senatorin allerdings keinen gesetzlichen Rang, sondern wären Empfehlungen und "eine Messlatte", um die Versorgungsqualität zu verbessern. Es gebe noch zu wenige Erkenntnisse darüber, wie bestimmte Krankheiten bei älteren Menschen verliefen und welche Wechselwirkungen Medikamente hätten, ergänzte Quante-Brandt und fügte hinzu: "Da muss die Forschung verstärkt werden." Dafür solle der Bund Anreize entwickeln.

Effektives Medikationsmanagement

Ein wichtiges Problem in diesem Zusammenhang ist die Mehrfachmedikation Älterer, die über Pläne zumindest dokumentiert werden kann. Der Bund müsse ein effektives Medikationsmanagement forcieren, forderte Quante-Brandt. "Wir brauchen Lotsen", betonte die Vorsitzende der Konferenz.

Der Bremer Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske plädierte im Gespräch mit dem epd dafür, dass ein Allgemeinarzt oder ein Apotheker die Koordination des Medikationsplanes übernimmt. Mit der zentralen Stellung der Apotheker gebe es bereits gute Erfahrungen in anderen Ländern. "Der hat nämlich den Vorteil, dass er auch frei verkäufliche Medikamente in den Plan mit aufnehmen kann, mit deren Wirkung sich die meisten Ärzte ohnehin nicht auskennen."

Investitionsprogramm für Kliniken

Die Gesundheitsminister der Länder sprachen sich außerdem dafür aus, ab 2019 ein zusätzliches Investitionsprogramm für die Krankenhäuser von jährlich einer Milliarde Euro aufzulegen. Bund und Länder sollen sich die Kosten teilen. "Statt Debatten über Zuständigkeiten zu führen, sollten wir direkt nach der Bundestagswahl diesen pragmatischen Weg gehen", sagte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Derzeit investieren die Länder nach ihren Worten zusammen jährlich 2,8 Milliarden Euro für Krankenhäuser.

Weitere Themen der Konferenz waren die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die stärkere Vernetzung stationärer und ambulanter Dienste und die Telemedizin. Überdies hat die Konferenz beschlossen, einen Aktionsplan zu entwickeln, um die Ausbildung in Gesundheitsfachberufen wie Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten zu forcieren. Noch vor Beginn der Konferenz am Mittwoch hatten Gewerkschafter gegen die Personalnot in Kliniken und Pflegeheimen protestiert.

Dieter Sell

« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Reform der Pflegeausbildung: Die wichtigsten Änderungen

Der Bundestag hat am 22. Juni in Berlin das Gesetz zur Reform der Pflegeberufe verabschiedet. Von 2020 an wird ein generalistischer Ausbildungsgang mit einheitlichem Berufsabschluss eingeführt. Parallel bleiben die Abschlüsse in der Alten- und Kinderkrankenpflege vorläufig erhalten. Der Bundesrat muss dem Gesetz noch zustimmen. Die wichtigsten Änderungen:

» Hier weiterlesen

Ausbildung in der Pflege wird stärker vereinheitlicht

Zunächst hat die Koalition die Leistungen für Pflegebedürftige erhöht. Nun setzt sie mit der Reform der Pflegeausbildung auf eine Aufwertung des Berufs. Ziel ist es, dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.

» Hier weiterlesen

Gesundheitsexperte warnt vor Gefahren durch Mehrfachmedikation

Der Gesundheitsexperte Gerd Glaeske hat auf die Gefahren der Mehrfachmedikation bei älteren Menschen hingewiesen. Etwa zehn Prozent der Senioren, die in Krankenhäuser eingeliefert würden, seien behandlungsbedürftig nicht aufgrund ihrer Krankheiten, sondern weil sie eine Vielzahl nicht aufeinander abgestimmter Medikamente nähmen, sagte Glaeske dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Da kommen bei chronisch Kranken leicht bis zu acht Arzneimittel zusammen, die sie von unterschiedlichen Ärzten verschrieben bekommen haben und deren Verträglichkeit untereinander nicht geklärt ist."

» Hier weiterlesen