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Armut

Experte: Teilhabepaket kommt kaum bei Kindern an



Das Bildungs- und Teilhabepaket kommt nach Berechnungen des Rats für Kulturelle Bildung kaum bei benachteiligten Kindern und Jugendlichen an. "Insgesamt liegen jährlich Beträge im dreistelligen Millionenbereich bundesweit brach", sagte Sprecher Holger Noltze am 28. April in Essen unter Verweis auf Daten der Bundesagentur für Arbeit, die der Rat ausgewertet hat. Allein in Nordrhein-Westfalen gingen jährlich rund 58 Millionen Euro der Bundesmittel für Kinder von Hartz-IV-Empfängern verloren. Noltze forderte die Bundesregierung auf, das Bildungs- und Teilhabepaket grundlegend zu reformieren und Bürokratie abzubauen.

Nach Informationen des Rats für kulturelle Bildung nehmen seit Jahren nicht einmal zehn Prozent der Kinder von Hartz-IV-Empfängern die Leistungen in Anspruch, mit denen sie etwa Mitgliedschaften in Sportvereinen oder Musikschulen sowie Schulmittagessen bezahlen können. So nutzten laut der Statistik der Arbeitsagentur in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2016 von den 526.410 anspruchsberechtigten unter 18-Jährigen nur 44.854 und damit 8,5 Prozent das Geld. Dazu kämen noch ungenutzte Mittel für Kinder aus Familien im Sozialhilfebezug und Flüchtlingskinder, erklärte Noltze.

Das Bildungs- und Teilhabepaket wurde 2011 von der Bundesregierung eingeführt, um Teilhabe für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten, deren Eltern Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe, Kinderzuschlag, Wohngeld oder Asylbewerberleistungen beziehen.

Der Rat für kulturelle Bildung ist ein unabhängiges Beratergremium, das von mehreren Stiftungen initiiert wurde, darunter die Bertelsmann Stiftung, die Robert Bosch Stiftung und die Stiftung Mercator.


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