Ausgabe 15/2017 - 13.04.2017
München (epd). Das Bild der arbeitenden Mutter ist nach Expertenmeinung im Wandel und sorgt bei Frauen für Verunsicherung. Ob sie Teilzeit, Vollzeit oder gar nicht arbeiten: "Mütter haben inzwischen alle das Gefühl, ihre Entscheidung rechtfertigen zu müssen", sagte die Münchener Soziologin Paula-Irene Villa dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kein Vereinbarkeitsmodell sei unumstritten: "Wie eine Mutter zu leben hat, ist heute nicht mehr eindeutig", betonte die Expertin. Das bedeute aber auch mehr Entscheidungsfreiheit für Frauen.
Indes gehen Wünsche und Realität in Familien nach Beobachtung der Soziologin stark auseinander. "Die meisten Paare wollen gleich viel arbeiten und gleich viel für ein Kind da sein", sagte Villa. "Sind dann aber wirklich Kinder da, entwickelt sich das ganz anders." Deutsche Väter arbeiteten sogar länger als kinderlose Männer, Mütter gingen vielfach in Teilzeit und übernähmen die Hausarbeit. "Diese Arbeitsteilung wird Eltern durch Rahmenbedingungen aufgedrängt", sagte die Genderforscherin.
Der Staat fördere ungleiche Verdienststrukturen bei Ehepaaren zum Beispiel mit dem Ehegattensplitting, führte sie aus. Zudem seien Fürsorge-Berufe wie etwa Krankenschwester, in denen oft Frauen arbeiten, seit jeher "zu Unrecht schlecht bezahlt". Dass in solchen Fällen die weniger verdienende Frau ihre Arbeitsstunden reduziert, sei dann "die ökonomisch logische Lösung, die sich auch am besten nach außen erklären lässt".
Durch unregelmäßige Arbeitszeiten in vielen Jobs stünden Eltern in Vollzeit zudem generell vor Schwierigkeiten. Dafür sei es natürlich wichtig, Kitaangebote weiter auszubauen und ihre Öffnungszeiten zu verlängern. "Aber es ist für unsere Gesellschaft auch wichtig, dass Menschen noch Zeit finden, sich um Kinder oder Alte zu kümmern. Im Leben geht es aber nicht nur um Erwerbsarbeit."