Ausgabe 42/2016 - 21.10.2016
Bremen (epd). Pflegekassen, Wohlfahrtsverbände und die Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) haben am 17. Oktober eine gemeinsame "Bremer Erklärung für ein angemessenes Einkommen in der Pflege" unterzeichnet. Die Arbeit am Menschen werde immer noch schlechter bezahlt, als das Schrauben am Auto, kritisierte die Senatorin: "Das muss sich ändern." Die Erklärung solle ein Signal zur Aufwertung der Pflegeberufe sein, sagte Stahmann.
Ein Schritt dazu könnte sein, die Bezahlung in der Altenpflege nach Tarifverträgen auszuweiten. Derzeit gebe es im Land Bremen 250 Ausbildungsplätze, die stark nachgefragt würden, unterstrich die Senatorin. Einer Studie zufolge werden 2025 in Bremen und Bremerhaven rund 700 Pflegekräfte fehlen, sollte die Zahl der Pflegekräfte nicht steigen.
Der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Arnold Knigge, begrüßte die Erklärung. Er kündigte an, dass die Wohlfahrtsverbände am Freitag ihre Gespräche mit der Gewerkschaft ver.di für einen flächendeckenden Tarifvertrag wieder aufnehmen wollten.
Die Gespräche waren Ende vergangenen Jahres auf Eis gelegt worden, nachdem ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für die Auszubildenden in der Altenpflege am Widerstand der Arbeitgeber gescheitert war. Die neue "Bremer Erklärung" sei ein wichtiger Schritt nach vorne, sagte Knigge. Er gehe davon aus, dass ein derartiger Vertrag für alle der rund 9.000 Pflegebeschäftigten bis Ende 2017 "in trockenen Tüchern" sein werde.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse AOK Bremen-Bremerhaven, Olaf Woggan, schloss sich der "Bremer Erklärung" an. Zwar sei es nicht Aufgabe der Kassen, für höhere Löhne zu kämpfen, doch hätten die Kassen ein Interesse an mehr qualifizierten Pflegefachkräften. Roland Ziemann vom Landesverband Mitte der Betriebskrankenkassen forderte mehr Ausbildungsplätze, damit die Pflege auch in Zukunft gesichert werden könne.