Ausgabe 42/2016 - 21.10.2016
Wiesbaden (epd). Der Trend sinkender Geburtenzahlen in Deutschland ist laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) gestoppt. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verwies Forschungsdirektor Martin Bujard auf eine eigene Studie, wonach die "Geburtenrate nicht weiter sinkt und sich sogar etwas erholt hat. Das ist sehr positiv". Zugleich betonte der Fachmann aber auch, dass die deutsche Geburtenrate mit 1,50 Kindern je Frau im Vergleich etwa zu Frankreich oder den skandinavischen Ländern "weiterhin sehr niedrig ist".
Bujard berichtete, dass sein Institut in der Forschung mit der endgültigen Kinderzahl eines Frauenjahrgangs arbeitet. Die lasse sich in der Regel erst dann feststellen, wenn die Frauen 50 Jahre alt sind. "Erst dann werden diese Zahlen offiziell bekanntgegeben. Im Moment haben wir diese Daten bis zum Geburtsjahrgang 1966."
Seinen Angaben nach hatten die Frauen des Jahrgangs 1933, die heute 83 Jahre alt sind, mit im Schnitt 2,22, Kindern die höchste Kinderzahl im 20. Jahrhundert: "Seitdem ist diese Zahl jedes Jahr kontinuierlich zurückgegangen." Sie lag 1968 auf dem Tiefpunkt bei 1,49 Kindern je Frau. Bei jüngeren Frauen ist sie laut Bujard "wieder angestiegen, heute 40-jährige Frauen werden auf durchschnittlich 1,6 Kinder kommen".
Bujard betonte, um die Generationen stabil zu halten, sei eine Rate von 2,1 Kindern je Frau nötig: "Davon sind wir noch weit entfernt." Die durchschnittliche Kinderzahl stieg 2015 auf 1,50 Kinder je Frau, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am 17. Oktober mitgeteilt hatte.
Der Experte sieht einen Grund für die Trendwende in der Familienpolitik der Bundesregierung, vor allem in der besseren externen Betreuung von Kleinkindern. Wirkung zeigten zudem die besseren Arbeitsmarktchancen von Frauen.
Auch nehme die Zahl der Migranten bundesweit zu. Diese Bevölkerungsgruppe habe meist mehr Kinder als die deutschen Mitbürger. Die vielen Flüchtlinge, die im Vorjahr nach Deutschland kamen, spielen in diesen Berechnungen keine große Rolle: "Sie hätten schon bei ihrer Einreise schwanger sein müssen."
Familienpolitik wirke stets langfristig, sagte Bujard. Doch könne die Politik "die Geburtenrate niemals steuern". Studien belegten zudem, dass die Geldleistungen alleine auf die Kinderzahlen keinen markanten Einfluss haben.