Ausgabe 39/2016 - 30.09.2016
Berlin (epd). Die Verkäufer der Berliner Obdachlosenzeitung "strassenfeger" sind künftig auch an grünen Westen erkennbar. Mit dem personalisierten Kleidungsstück wiesen sie sich als autorisierte Händler aus, bestätigte Mara Fischer, Vorstandsmitglied im Verein "mob e.V. - strassenfeger" am 23. September dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Zudem sollen sie damit auch besser vor Übergriffen geschützt werden.
Hintergrund ist, dass sich die Verkäufer der Obdachlosenzeitung zunehmend durch betrügerische Verkäufer in der Existenz bedroht sehen. Die Zahl der Trickbetrüger sei durch die wachsende EU-Armutsmigration gestiegen, betonte der Verein.
Allerdings tragen auch künftig nicht alle Verkäufer des "strassenfegers" die neuen Westen. Manche von ihnen seien weiterhin lediglich anhand ihres Verkäufer-Ausweises erkennbar. "Wir können die Menschen ja nicht zwingen, grüne Westen zu tragen", betonte Fischer.
Bislang seien 77 personalisierte Westen hergestellt. Mehr als 50 davon seien bereits in Umlauf. Die Zahl der Westenträger könne mittelfristig noch steigen. "Aber es dauert immer einige Zeit, bis die Westen hergestellt und ausgegeben sind", sagte Fischer.
Immer häufiger kommt es nach Angaben des Vereins vor, dass vermeintliche Verkäufer mit nur einem Exemplar aggressiv betteln oder auch Diebstähle begehen. Oftmals würden auch Kinder mit einem "strassenfeger"-Exemplar zum Betteln geschickt. Dies sei inzwischen existenzgefährdend für die Obdachlosenzeitung.
Mitunter komme es auch zu gewalttätigen Übergriffen auf die echten Händler des Blattes. "Verkaufs- und Bettelplätze an hochfrequentierten Stellen der Stadt sind hart umkämpft", erklärte Fischer.
Um dem Missbrauch vorzubeugen, will der Verein das Gespräch mit betrügerischen Verkäufern suchen. Viele EU-Migranten seien die "Verlierer von allen", sagte Fischer. Der Verein wolle auch diesen Menschen, die oft unterhalb der Armutsgrenze leben, ein Angebot zur Zusammenarbeit machen, um den Verkauf des Obdachlosenmagazins wieder in den Griff zu bekommen.
Nötig seien dafür jedoch mehr Personalstellen im Verein, betonte Fischer. Die Mitstreiter des "strassenfegers" erhoffen sich dafür unter anderem mehr Unterstützung durch die neue Berliner Landesregierung.
Der "strassenfeger" hat in Berlin und Brandenburg eine Auflage von etwa 10.000 Exemplaren. Die Zeitung erscheint alle drei Wochen montags. Ein Exemplar kostet 1,50 Euro, davon gehen 90 Cent an den Verkäufer, 60 Cent werden für den Druck der Zeitung und die Vereinsarbeit verwendet.