sozial-Branche

Obdachlose

Medien

"Strassenfeger"-Verkäufer schützen sich



Die Verkäufer der Berliner Obdachlosenzeitung "strassenfeger" sind künftig auch an grünen Westen erkennbar. Mit dem personalisierten Kleidungsstück wiesen sie sich als autorisierte Händler aus, bestätigte Mara Fischer, Vorstandsmitglied im Verein "mob e.V. - strassenfeger" am 23. September dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Zudem sollen sie damit auch besser vor Übergriffen geschützt werden.

Hintergrund ist, dass sich die Verkäufer der Obdachlosenzeitung zunehmend durch betrügerische Verkäufer in der Existenz bedroht sehen. Die Zahl der Trickbetrüger sei durch die wachsende EU-Armutsmigration gestiegen, betonte der Verein.

Allerdings tragen auch künftig nicht alle Verkäufer des "strassenfegers" die neuen Westen. Manche von ihnen seien weiterhin lediglich anhand ihres Verkäufer-Ausweises erkennbar. "Wir können die Menschen ja nicht zwingen, grüne Westen zu tragen", betonte Fischer.

Bislang seien 77 personalisierte Westen hergestellt. Mehr als 50 davon seien bereits in Umlauf. Die Zahl der Westenträger könne mittelfristig noch steigen. "Aber es dauert immer einige Zeit, bis die Westen hergestellt und ausgegeben sind", sagte Fischer.

Immer häufiger kommt es nach Angaben des Vereins vor, dass vermeintliche Verkäufer mit nur einem Exemplar aggressiv betteln oder auch Diebstähle begehen. Oftmals würden auch Kinder mit einem "strassenfeger"-Exemplar zum Betteln geschickt. Dies sei inzwischen existenzgefährdend für die Obdachlosenzeitung.

Mitunter komme es auch zu gewalttätigen Übergriffen auf die echten Händler des Blattes. "Verkaufs- und Bettelplätze an hochfrequentierten Stellen der Stadt sind hart umkämpft", erklärte Fischer.

Um dem Missbrauch vorzubeugen, will der Verein das Gespräch mit betrügerischen Verkäufern suchen. Viele EU-Migranten seien die "Verlierer von allen", sagte Fischer. Der Verein wolle auch diesen Menschen, die oft unterhalb der Armutsgrenze leben, ein Angebot zur Zusammenarbeit machen, um den Verkauf des Obdachlosenmagazins wieder in den Griff zu bekommen.

Nötig seien dafür jedoch mehr Personalstellen im Verein, betonte Fischer. Die Mitstreiter des "strassenfegers" erhoffen sich dafür unter anderem mehr Unterstützung durch die neue Berliner Landesregierung.

Der "strassenfeger" hat in Berlin und Brandenburg eine Auflage von etwa 10.000 Exemplaren. Die Zeitung erscheint alle drei Wochen montags. Ein Exemplar kostet 1,50 Euro, davon gehen 90 Cent an den Verkäufer, 60 Cent werden für den Druck der Zeitung und die Vereinsarbeit verwendet.


« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Diakoniepräsident ruft zu Einsatz für Menschen ohne Lobby auf

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat zu Einsatz für recht- und machtlose Menschen aufgerufen. "Viel zu viele, unzählige Menschen warten darauf, dass ein Mensch an ihrer statt, für sie den Mund aufmacht und für sie eintritt", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland am 25. September im Festgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen der Düsseldorfer Diakonie. Lilie verwies laut Redetext auf die zahlreichen Asylsuchenden und Flüchtlingskinder, die teils stark traumatisiert nach Deutschland kommen, aber auch auf alte Menschen, die in Pflegeheimen vereinsamen.

» Hier weiterlesen

Arbeitsbelastungen in Pflegeeinrichtungen

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe DBfK hat seine Aktion "Mein Recht auf Frei" in einer 48 Seiten starken Broschüre zusammengefasst. Sie enthält, wie der DBfK am 22. September in Berlin mitteilte, eine Menge Informationen, Quellen, Berichte aus der Praxis, Tipps und Empfehlungen. Auch die Ergebnisse der Online-Umfrage, in der Pflegekräfte über ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz berichteten, wurden in dem zusammengetragen. Dabei zeigte sich nach Angaben des Berufsverbandes, dass die Themen Dienstplangestaltung, Dienstplansicherheit, Kompensation von Personalausfall und Pausenregelung Dauerbrenner sind und immer öfter für Konflikte, Verunsicherung und häufig auch bei den Beschäftigten für Resignation sorgen.

» Hier weiterlesen

Eine Behinderung wird zur Begabung

Blinde Menschen haben einen besonders guten Tastsinn. Damit können sie Auffälligkeiten im weiblichen Brustgewebe erkennen - und so im besten Fall einem Brustkrebs vorbeugen. Viele Ärzte aber sind skeptisch.

» Hier weiterlesen