Kirchentagspräsident Hans Leyendecker hat angesichts der Festnahme der Kapitänin des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3", Carola Rackete, zur "Solidarität der Anständigen" aufgerufen. "Wer die mutige Kapitänin Rackete festnehmen lässt, wer Helfer wie Carola Rackete verfolgt, erschlägt die Menschlichkeit", sagte Leyendecker am 29. Juni dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. Der Journalist verurteilte das Vorgehen von Italiens Innenminister Matteo Salvini als "Schande für Europa".

Leyendecker äußerte Bewunderung für Racketes Mut. "Sie weiß, dass in Italien Unrecht derzeit Recht ist und setzt sich dennoch mit aller Kraft für die Geretteten ein." Die Rettungsschiffe würden von der italienischen Politik behandelt, als hätten sie nicht Menschen, sondern Pest und Cholera an Bord. "Die Flüchtlinge sind geflohen, weil sie nicht krepieren wollten, und man tut so, als handele es sich um Einbrecher oder Terroristen." Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund habe vor einer Woche ein Zeichen gesetzt, dass Unmenschlichkeit ein Ende haben müsse. "Es braucht jetzt die Solidarität der Anständigen", betonte Leyendecker.

Rackete war in der Nacht beim Anlegen in Lampedusa festgenommen worden. Die Kapitänin hatte das Schiff trotz des Verbots Italiens in den Hafen der Insel gebracht, wo sie sogleich festgenommen wurde. Ihr droht wegen Verstoßes gegen die Schifffahrtsordnung eine Haftstrafe zwischen drei und zehn Jahren. Die Besatzung des Rettungsschiffes hatte am 12. Juni insgesamt 53 Flüchtlinge in Seenot vor Libyen gerettet, von denen einige in den vergangenen Tagen als Notfälle an Land gehen durften. Eine Rückkehr nach Libyen hatte die Organisation "Sea-Watch" wegen des Bürgerkriegs und der Menschenrechtsverletzungen dort ausgeschlossen. Das Schiff "Sea-Watch 3" wurde in Italien beschlagnahmt. Die 40 verbliebenen Flüchtlinge sind nach italienischen Medienberichten an Land gegangen.