Es ist ein Treffen der besonderen Art: In der "Kunstkammer Rau" des Arp Museums multiplizieren sich derzeit die Schätze von Kunstsammlern von der Renaissance bis in die Gegenwart zu einer opulenten Schau zwischen Lust und Leidenschaft. Zu sehen sind bis 8. September 46 barocke Gemälde sowie einige Skulpturen, die an den Höfen der kunstliebenden florentinischen Herrscher-Dynastie der Medici entstanden.

US-Sammlung florentinischer Malerei

Erneut zusammengetragen wurden die Werke von dem US-amerikanischen Kunstsammler Mark Fehrs Haukohl. Seine Haukohl Family Collection macht auf ihrer Europa-Tournee einen Zwischenstopp in Rolandseck. Dort treffen sie auf Werke aus der Sammlung des deutschen Arztes Gustav Rau, die dem Arp Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stehen.

Unter dem Titel "Im Lichte der Medici. Barocke Kunst Italiens" ist das illustre Sammlertreffen in der "Kunstkammer Rau" des Arp Museums zu sehen. Haukohl brachte 34 Gemälde seiner selbst zusammengestellten Sammlung mit nach Rolandseck. Ihr Herzstück sind Gemälde der Künstler-Familie Dandini, die generationsübergreifend im Dienst der Herrscher-Dynastie der Medici stand. Dazu gehören Allegorien, religiöse Motive, Genreszenen und Porträts. Die Haukohl Family Collection gilt als bedeutendste Privatsammlung Florentiner Barock-Malerei außerhalb Italiens.

Dynastie der Medici steht im Zentrum

Im Zentrum der Ausstellung steht die Dynastie der Medici, die Künste und Wissenschaften in Florenz zur Blüte brachten. Empfangen werden die Besucher von einer marmornen Porträtbüste von Papst Clemens VII., der als Guilio de Medici geboren wurde. Der Bildhauer Giovanni Angelo da Montorsoli zeigt einen Ehrfurcht gebietenden Papst, der in einer politisch schwierigen Zeit um das Jahr 1532 durch geschickte Heiratspolitik Verbindungen seiner Familie zum französischen Königshaus und den Habsburgern schaffte.

Imposante Porträtreliefs von Antonio Montauti präsentieren das Umfeld, mit dem sich die Medici umgaben: Künstler wie Michelangelo, den Humanisten Ficino oder aber auch den Gelehrten Galileo Galilei, der bei den Medicis Zuflucht fand.

Nach einer Begegnung mit den Medicis und ihrer Entourage präsentiert die Ausstellung die Florentiner Lebenswelt zur Zeit des Barock. Es sind die starken Gefühle und die Mimik der Gesichter, die die Malerei des italienischen Barock prägten. Im Vordergrund standen die Körperlichkeit und Sinnlichkeit der Figuren. An der von Großherzog Cosimo I. gegründeten Kunstakademie wurde großer Wert auf Zeichnen und Aktstudium gelegt. Das ist den Gemälden anzumerken, die den Faltenwurf kostbarer Stoffe, die Anatomie und die Hautstruktur der Figuren meisterhaft wiedergeben.

Drastische Darstellung von Gewalt

Sinnliche Erfahrung vermitteln die Gemälde zum einen durch drastische Darstellung von Gewalt. Im Gemälde von Onorio Marinari, das die Enthauptung des Holofernes durch Judith darstellt, spritzt das Blut. Sinnlichkeit versprüht hingegen Felice Ficherellis "Heiliger Sebastian". Während ihm die Heilige Irene den Pfeil aus dem Arm zieht, schaut er entrückt gen Himmel. Ebenso wenig wie er Schmerz empfinden zu scheint, wirkt sein Körper geschunden. Vielmehr scheint er - nur mit einem roten Tuch über den Lenden bekleidet - regelrecht zu posieren.

Ein weiterer Teil der Ausstellung präsentiert die Inbrunst, mit der die Maler des Barock sich religiösen Motiven widmeten. In ihnen spiegeln sich die politischen Verhältnisse der Epoche. So können etwa die zahlreichen Heiligendarstellungen der Zeit als gegenreformatorische Propagandabilder gelesen werden. Da ist etwa Carlo Dolcis "Evangelist Johannes", der sehnsuchtsvoll gen Himmel blickt, während Marinaris "Heiliger Sebastian" innere Zwiesprache mit Gott zu halten scheint.

Typisch für die Zeit der Gegenreformation war auch die große Marienverehrung. Als Mittlerin zwischen Mensch und Gott wurde Maria immer wieder dargestellt. Voller Emotionen und Bewegung ist etwa Alessandro Gherardinis "Verkündigung" mit den leuchtend roten und gelben Gewändern von Maria und dem Engel vor einem düsteren Hintergrund.

Während die Ausstellung in der "Kunstkammer Rau" in die Vergangenheit schaut, wagt die zweite neue Wechselausstellung im Arp Museum einen Blick in die Zukunft. Stipendiatinnen und Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz präsentieren bis zum 5. Mai ihre Werke unter dem Motto "Gestaltung der Zukunft". Die Skulpturen, Gemälde, Fotografien, Zeichnungen, Installationen, Videoarbeiten und Performances der jungen Künstler kreisen um die Frage: "Wie wollen wir in Zukunft leben, lieben und arbeiten?"