Oaxaca (epd). Der neue mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hat seine ersten Maßnahmen zur Bekämpfung von Straflosigkeit und Menschenrechtsverletzungen eingeleitet. Am 3. Dezember unterschrieb der Staatschef ein Dekret zur Bildung einer Wahrheitskommission, um das Verschwinden von 43 Studenten im Jahr 2014 aufzuklären. Der Fall werde so lange weiterverfolgt, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden und "alle Mexikaner wissen, was tatsächlich passiert ist", sagte López Obrador auf einen Treffen mit Angehörigen der jungen Männer in Mexiko-Stadt laut lokalen Medien. Der 65-Jährige hatte am 1. Dezember sein Amt übernommen.
Die Studenten der ländlichen Lehrerschule Ayotzinapa waren in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 von Kriminellen und Polizisten in der Kleinstadt Iguala im Staat Guerrero verschleppt worden. Seither fehlt von ihnen jede Spur. Die Angehörigen werfen den Behörden vor, Beweismaterial unterschlagen und Ermittlungen bewusst verhindert zu haben. Auch eine von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission eingesetzte Expertengruppe erhob schwere Vorwürfe gegen die Arbeit der mexikanischen Strafverfolger. Der Angriff sorgte international für Schlagzeilen, weil er die Zusammenarbeit von Politikern, Polizisten und Gruppen der organisierten Kriminalität in Mexiko exemplarisch aufzeigte.
Wahrheitsfindungskommission
López Obrador hatte sich nach seiner Wahl im September mit den Angehörigen der Studenten getroffen, um über die Aufklärung zu sprechen. "Mit diesem Dekret erfüllen wir unsere Vereinbarungen und sorgen dafür, dass es Gerechtigkeit gibt", erklärte der Präsident. Für die Wahrheitskommission wird der Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Alejandro Encinas, zuständig sein. Vertreten sein werden demnach auch die Eltern der Verschwundenen, die Regierung sowie technische Experten. Jede Spur werde verfolgt, sicherte Encinas zu. Bisher hatte sich insbesondere das Militär dagegen gewehrt, dass dessen Rolle in der Tatnacht aufgeklärt wird.