Die spanische Regierung möchte Diktator Francisco Franco (1892-1975) aus seinem Mausoleum im sogenannten Tal der Gefallenen herausholen. Die Entscheidung zu einer Umbettung der Gebeine traf das Kabinett am 24. August per Dekret.

"Keine Demokratie kann sich Denkmäler erlauben, die alte Diktatoren rühmen", sagte Regierungschef Pedro Sánchez schon vor der Sommerpause. Aus dem Tal der Gefallenen, einer enormen, in den Fels der Gebirgskette Sierra de Guadarrma vor Madrid gehauenen Basilika, soll eine demokratische Gedenkstätte werden. Die Nachkommen Francos haben nach Inkrafttreten des Dekrets 15 Tage Zeit, eine neue Ruhestätte zu brennen.

Die Benediktiner, die Francos bisherige letzte Ruhestätte verwalten, kündigten Widerstand an. Bislang liegt das Grab des Diktators direkt neben dem Altar der Basilika. Es zieht jedes Jahr einige Tausend Ewiggestrige an, zuletzt am 18. Juli, dem Jahrestag des Putsches der Generäle von Franco, die damit 1936 den spanischen Bürgerkrieg auslösten. Die Demonstranten erhoben dabei den rechten Arm zum faschistischen Gruß und sangen das Parteilied "Cara al Sol".

Mehrheit der Bürger für Umbettung

Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der Spanier dafür, den alten Diktator umzubetten. Allerdings spricht sich ein Drittel auch dagegen aus. Das spanische Parlament hatte sich schon im Juli vergangenen Jahres mit nur einer Gegenstimme für eine Umbettung ausgesprochen. Die Abgeordneten der konservativen Volkspartei stimmten zwar nicht dagegen, enthielten sich aber.

Das Parlament muss nun auch über das Regierungsdekret abstimmen. Diesmal will sich auch die Partei Ciudadanos enthalten, was die Mehrheit für die Umbettung im stark fragmentierten Parlament aber nicht gefährden würde.

Emilio Silva glaubt nicht, dass eine Umbettung großen gesellschaftlichen Widerstand auslösen wird. Silva, Vorsitzender der Vereinigung zur Erlangung des Historischen Gedächtnisses, vergleicht die Umbettung Francos mit der Demontage eines Reiterstandbilds des Ex-Diktators im Zentrum Madrids im Jahr 2005. "Damals demonstrierten an einem Tag rund 400 Leute. Das war's." Jüngste Proteste im Tal der Gefallenen bezeichnet er scherzhaft als "das letzte Selfie der Francoanhänger im letzten Schützengraben, den die Demokratie noch nicht eingenommen hat".

"Kein Ort der Versöhnung"

Dennoch glaubt Silva nicht, aus dem Tal der Gefallenen könne ohne Franco ein Ort der Versöhnung werden. In dem Stollen der Basilika liegen die Gebeine von 30.000 Menschen, darunter Bürgerkriegskämpfer auf beiden Seiten, aber auch Opfer der Repression des Franco-Regimes, die nach 1959 ohne das Einverständnis der Angehörigen dorthin gebracht wurden.

Die Toten ließen sich nicht vergleichen. Die einen kämpften gegen die demokratische Republik, die anderen verteidigten sie, sagt Silva. Der Ort könne aber von seiner Entstehung erzählen, von den 20.000 Zwangsarbeitern, die ihn errichtet hätten.

Einer dieser Zwangsarbeiter war 1948 vier Monate lang der spätere spanische Historiker Nicolás Sánchez-Albornoz. Im gelang damals die Flucht im Peugeot von Norman Mailer. Barbara Mailer, die damals in Paris lebende Schwester des US-Schriftstellers, saß am Steuer. Sánchez-Albornoz hofft, der Zahn der Zeit werde die Debatte um die Zukunft des Tals der Gefallenen beenden. Das 150 Meter hohe Betonkreuz auf dem Felsen schwanke schon heute um mehr als einen Meter von einer Seite zur anderen: "Es ist durchaus möglich, dass es einmal umfällt."