Bielefeld (epd). Die Historische Sammlung Bethel in Bielefeld stimmt in ihrer aktuellen Ausstellung auf das anstehende 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019 ein. Unter dem Titel "Auf der Suche nach neuem Design - Die Bauhausidee und die Folgen" werden bis 13. September Arbeiten und Entwürfe der Textildesignerin Benita Koch-Otte (1892-1976) gezeigt, die nach ihrer Zeit am Bauhaus über 20 Jahre die Handweberei der v. Bodelschwinghschen Stiftungen leitete, wie die Stiftungen mitteilten. Daneben sind Sach- und Porträtaufnahmen ihres Ehemannes, des Fotografen Heinrich Koch (1896-1934), aus den Jahren 1929 bis 1933 zu sehen.
Vervollständigt wird die Sonderschau mit Bauhaus-Klassikern aus dem Fundus der Brockensammlung, der Sammel- und Wiederverwertungsstelle Bethels in Bielefeld, wie es hieß. Der Bestand reicht von Stühlen und Leuchten über Porzellangeschirr bis hin zu Teppichen. Hintergrundtexte zu den Exponaten informieren über das Wirken des Bauhauses, das vor 100 Jahren in nur 14 Jahren seines Bestehens mit sachlichen und funktionalem Objekten die Designwelt revolutionierte.
Julia v. Bodelschwingh wollte es modern
Es sei vor allem Julia v. Bodelschwingh und ihrem Einfluss als Ehefrau des damaligen Bethel-Leiters Fritz v. Bodelschwingh zu verdanken, dass der moderne Stil in den 1930er Jahren im eher konservativen Bethel Einzug hielt, sagte die Leiterin der Historischen Sammlung, Bärbel Bitter. Sie habe Benita Koch-Otte 1934 nach Bielefeld geholt, damit die Künstlerin in der kurz zuvor gegründeten Handweberei mit Bethel-Bewohnerinnen und - Bewohnern arbeiten sollte. "Julia v. Bodelschwingh wollte weg von den dunklen Farben und verschnörkelten Formen der Zeit."
Handweberei arbeitet noch heute nach Entwürfen von Benita Koch-Otte
Der Betrieb sei nicht groß gewesen, habe der Textildesignerin aber die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen auch nach Machtergreifung der Nationalsozialisten weiter umzusetzen, erzählte die Bethel-Historikerin. Auch heute noch würden im Betheler Textilhaus Wandteppiche und Geschirrtücher nach Entwürfen der Designerin, die bis zu ihrem Tod in Bielefeld lebte, handgewebt.
Im kommendenen Jahr wird der 100. Geburtstag des Bauhauses deutschlandweit gefeiert. Der Berliner Architekt Walter Gropius hatte das Bauhaus 1919 als interdisziplinär arbeitende Hochschule für Gestaltung in Weimar gegründet. Sie galt als innovative Ideenschmiede und als Experimentierfeld für Kreative. 1925 zog die Kunstschule nach Dessau, 1932 nach Berlin, wo sie 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Das Bauhaus gilt als einflussreichste Stilepoche in den Bereichen Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert.