Nur eine Minderheit der Deutschen lehnt einer Studie zufolge den Zuzug von Flüchtlingen komplett ab. Wie eine am 18. Juli von der Ruhr-Universität Bochum veröffentlichte Studie ergab, haben zwar viele Deutsche gemischte Gefühle gegenüber Flüchtlingen, aber nur sieben Prozent sind gegen jegliche Aufnahme von Asylsuchenden. Dagegen befürworten 70 Prozent eine geregelte Aufnahme und 23 Prozent einen uneingeschränkten Zuzug. Während Mitleid und Sympathie mit Flüchtlingen sowie eine Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen eher zu einer positiven Einstellung führten, sei Islamfeindlichkeit der wichtigste Grund für eine Ablehnung, hieß es.

Kulturelle Bereicherung erwünscht, doch Vorbehalte gegenüber Islam

Für seine Masterarbeit wertete der Bochumer Soziologiestudent Esra Eichener Daten der allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (Allbus) des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften aus dem Jahr 2016 aus. Er analysierte Angaben von insgesamt 3.240 Befragten mit deutscher Staatsangehörigkeit. Demnach begegnen 78 Prozent Flüchtlingen mit Mitleid. Allerdings finden 57 Prozent Flüchtlinge nicht besonders sympathisch. In ökonomischer Hinsicht sehe ein Großteil der Befragten Flüchtlinge zudem als Risiko, hieß es. 64 Prozent betrachten Flüchtlinge aber als kulturelle Bereicherung.

"Obwohl die Emotionen gegenüber Flüchtlingen im Mittel nicht besonders positiv ausfallen, ist nur eine kleine Minderheit der Deutschen radikal ablehnend eingestellt", erklärte Eichener. Wichtigster Einflussfaktor für eine negative Einstellung sind der Studie zufolge Vorbehalte gegenüber dem Islam. Dagegen seien die wichtigsten Einflussfaktoren für eine positive Einstellung Mitleid und Sympathie. Auch Menschen, die ihre eigene Lebenslage positiv bewerten, seien offener für die Aufnahme von Asylsuchenden. Keinen Einfluss auf die Einstellung hatten dagegen der Studie zufolge Bildung, Einkommen, Alter, Geschlecht, eigener Migrationshintergrund und ein Wohnort in Ost- oder Westdeutschland.

"Um das Dilemma zwischen der Notwendigkeit, humanitär zu helfen, und den als negativ angenommenen gesellschaftlichen Folgen zu lösen, muss die Politik aktiv werden", betonte Eichener. Er sprach sich für ein modernes Einwanderungssystem aus, um Bürgern das Gefühl von Kontrolle zu vermitteln. "Derzeit entsteht der Eindruck, als stände die Politik den globalen Migrationsbewegungen ohne Konzept und hilflos gegenüber", warnte der Soziologiestudent.