Dickenschied (epd). Christen müssen nach den Worten des Superintendenten des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, Hans-Joachim Hermes, wachsam sein und ihre Stimme erheben. Dies sei ein Vermächtnis von Pfarrer Paul Schneider, betonte er bei der Gedenkfeier in Dickenschied zum 79. Jahrestag der Ermordung des "Predigers von Buchenwald". Rund 60 Menschen kamen den Angaben zufolge zu der Gedenkfeier auf den Friedhof von Dickenschied, darunter auch die drei noch lebenden Kinder von Paul Schneider.
Gedenkfeier für Paul Schneider in Dickenschied
Der evangelische Pfarrer Paul Schneider (1897-1939) wurde am 18. Juli 1939 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald als eines der ersten Mitglieder der Bekennenden Kirche ermordet. Der Pfarrerssohn stammte aus Pferdsfeld bei Bad Kreuznach. Wegen seiner konsequenten Ablehnung der Nazi-Diktatur wurde er mehrmals festgenommen und kam 1937 in das KZ Buchenwald bei Weimar. Mitgefangenen hatte er aus der Zelle heraus als "Prediger von Buchenwald" das Evangelium verkündet. Nach Folter und Misshandlung tötete ihn der Lagerarzt Erwin Ding mit einer Überdosis des Herzmittels Strophanthin.
Schneider sei ein Prediger des einen Gottes gewesen, eines Gottes, dem man im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen habe, betonte Superintendent Hermes. "Darum wandte sich Pfarrer Schneider gegen andere Heilsbringer, andere Fundamente und Wahrheiten."
"Wir leben heute in einer anderen Zeit", erklärte Hermes. Doch die Botschaft des Evangeliums sei geblieben. "Und darum gilt es auch heute wachsam zu sein gegenüber den anderen Mächten, die Ansprüche an unser Leben stellen, die sich anmaßen, Richtmaß zu sein für unser Handeln im privaten wie im politischen Bereich", unterstrich der Theologe. Freiheit werde nicht mit Mauern, Zöllen, Abschottung und Ausgrenzung erkauft.
Gott habe den Menschen mit Wert sowie Würde beschenkt und darauf dürfe man Stolz sein. "Wenn daraus aber ein 'ich zuerst' oder 'wir zuerst' wird, dann ist das ein Missbrauch der uns unverdient zugekommenen Gnade Gottes", warnte der Superintendent. Die Gnade Gottes gelte allen Menschen. Zudem dürfe nicht hingenommen werden, wenn der Begriff von der christlich-abendländischen Kultur zum Abschotten und zur Sicherung des eigenen Lebensstils missbraucht werde.