Die rheinische Oberkirchenrätin Barbara Rudolph hat dazu aufgerufen, sich nicht von Herausforderungen lähmen zu lassen. "Wenn wir heute auf die Anfänge der Genossenschaftsbewegung schauen, dann beginnt sie mit Menschen, die diese Lähmung nicht als gegeben hinnehmen, die sich im doppelten Sinne bewegen lassen: von der Not des anderen und mit ihren eigenen Füßen, ihrem Tun", sagte sie laut Predigttext am 27. April bei einem ökumenischen Festgottesdienst zur Eröffnung des Kultursommers Rheinland-Pfalz in Neuwied.

Kultursommer eröffnet

Die Stadt Neuwied eröffnet den Kultursommer am 28. April mit einer Gala zum 200. Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) unter dem Motto "Zusammen!". Raiffeisen habe erlebt, wie Bauern aufgrund schlechter Ernten in Schulden geraten seien, wie es verwahrlosten Kindern, jungen Menschen ohne Arbeit sowie Kranken ohne Versorgung und alten Menschen ohne Unterstützung ergangen sei, betonte Rudolph. "Wer so wie Raiffeisen glaubt, der gibt nicht auf, wird zäh, widerständig, nachhaltig."

Es sei nicht selbstverständlich, für jemand anderen die Initiative zu ergreifen, betonte die Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt. "Ich halte es für ein großes Verdienst des Christentums, dass die Nächstenliebe auch weiter reicht als über den Kreis der eigenen Familie." Nicht jeder gründe eine Genossenschaft, "aber gerufen sind wir alle, nach Weggenossen zu suchen, mit denen wir uns auf den Weg machen und die mitnehmen, die gelähmt sind".

Unter dem Titel "Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele" gestaltete die Stadt Neuwied am Wochenende ein umrahmendes Kulturfest zum Kultursommerstart. Kunst, Tanz, Theater, Artistik, Musik, Literatur und Mitmachaktionen waren zu erleben. So konnten Interessierte beispielsweise mit dem Künstler Olivier Grossetête ohne Hilfe von Maschinen ein bis zu 20 Meter hohes Gebäude aus Kartons bauen.

Unter der Dachmarke des rheinland-pfälzischen Kultursommers sind von Anfang Mai bis Ende Oktober landesweit mehr als 200 Konzert-, Theater- und Kunstprojekte geplant. Das diesjährige Motto ist "Industriekultur". Der Kultursommer findet seit 1992 jedes Jahr statt. In den vergangenen Jahren vereinte die Dachmarke Kultursommer dabei landesweit jeweils traditionsreiche Festivals und Konzertreihen, Ausstellungen sowie Theater- und Kunstprojekte. Das Land beteiligt sich an der Finanzierung mit rund vier Millionen Euro pro Jahr.