Aachen (epd). Der Anwalt von Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner sieht nach Ausstrahlung des ersten Teils der "Gladbeck"-Verfilmung im Ersten die Resozialisierung seines Mandanten gefährdet. "Die eindimensionale und schablonenhafte Darstellung Rösners verhindert, dass er je resozialisiert werden kann", sagte der Jurist Rainer Dietz am 7. März in Aachen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rösner sitzt in der Justizvollzugsanstalt Aachen ein und bemüht sich derzeit um Haftlockerungen.
Dietz kritisierte, der Film gebe die Ereignisse von damals ohne jede Reflexion der Täterrollen wieder. "Rösner empfindet diese Darstellung als bedrückend und belastend." Bereits während der Dreharbeiten hatte dieser erfolglos versucht, gegen den Film vorzugehen. "Sowohl das Landgericht Aachen als auch das Oberlandesgericht Köln haben in ihren Entscheidungen erklärt, dass es am Ende auf die konkrete Darstellung unter der zu berücksichtigenden Resozialisierungsmöglichkeit ankommt", sagte Dietz. Rösner werde nach Ausstrahlung des zweiten Teils eine Entscheidung dazu fällen, "ob er den Film aus dem Verkehr ziehen lassen will".
Haftlockerung wird geprüft
Derzeit laufe die Überprüfung für eine mögliche Haftlockerung, seit dem vergangenen November befinde sich Rösner zudem in Therapie. "Nach Einschätzung seines Therapeuten ist es nicht zielführend für Rösner, die Tat, die 30 Jahre her ist, wieder und wieder zu reflektieren", sagte Dietz. Auch Rösner müsse die Chance bekommen, nach vorne zu blicken. "Der ARD-Film verhindert das."
Die beiden "Gladbeck"-Teile liefen am 7. und 8. März im Ersten, der zweite Teil sollte am Donnerstag um 20.15 Uhr folgen. Der Zweiteiler nach dem Buch von Holger Karsten Schmidt wurde von Ziegler Film für die ARD-Produktionstochter Degeto und Radio Bremen unter der Regie von Kilian Riedhof hergestellt. Er erzählt chronologisch von der Geiselnahme in der Gladbecker Bank am 16. August 1988 und von den 54 Stunden danach. Bei der anschließenden zweitägigen Flucht Rösners und seines Komplizen Dieter Degowski durch Deutschland und die Niederlande kamen zwei Geiseln und ein Polizist ums Leben. Rösner und Degowski wurden 1991 zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Degowski ist seit Mitte Februar wieder auf freiem Fuß.