Mainz (epd). Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann ist tot. Er starb am 11. März im Alter von 81 Jahren, wie das Bistum Mainz mitteilte. Lehmann galt als einer der prägendsten Repräsentanten der katholischen Kirche und besonnener Reformer. Nach seiner Emeritierung mit 80 Jahren im Mai 2016 hatte er im vergangenen September einen Schlaganfall und eine Hirnblutung erlitten.
Kirchen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft würdigten den Verstorbenen einhellig als unermüdlichen Brückenbauer, Mann des klaren Wortes und den Menschen offen zugewandten Bischof. Kardinal Lehmann habe die Herzen vieler Menschen erreicht und sich hohen Respekt erworben, erklärte der Nachfolger im Mainzer Bischofsamt, Peter Kohlgraf. Liebevoll hätten ihn die Gläubigen der Diözese "unseren Karl" genannt. "Mit einem weiten Herzen und einem klaren Blick für die Themen der Menschen hat er sein Bischofsamt ausgeübt."
Mehr als 20 Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Lehmann, der Philosophie und Theologie studierte, empfing 1963 die Priesterweihe. Von 1962 bis 1965 nahm er als Mitarbeiter des Theologen Karl Rahner (1904-1984) am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) teil, dessen weitreichende Beschlüsse die Öffnung der römisch-katholischen Kirche hin zur modernen Welt und zur Ökumene einleiteten. Ab 1968 unterrichtete er als Theologieprofessor an den Universitäten Mainz und Freiburg, bis er 1983 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mainz ernannt wurde.
Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Im langwierigen Streit um den vom Vatikan geforderten Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung musste Lehmann sich 1999 einem Machtwort von Johannes Paul II. beugen. 2001 verlieh der Papst dem Mainzer Bischof überraschend die Kardinalswürde, nachdem Lehmann zuvor auffallend lange nicht in den Kreis der Kardinäle aufgenommen worden war.
Beisetzung am 21. März
Kardinal Karl Lehmann wird am 21. März im Mainzer Dom beigesetzt. Zuvor soll sein Leichnam in der Mainzer Seminarkirche aufgebahrt werden. In einem Trauerzug wird der Verstorbene durch die Innenstadt in den Dom gebracht. Den Gottesdienst leitet Lehmanns Nachfolger, Bischof Peter Kohlgraf.
Kardinal Reinhard Marx erinnerte an den Verstorbenen als eine prägende Kirchenpersönlichkeit und einen warmherzigen und wertschätzenden Bischof. Die ökumenische Annäherung sei ihm ein Herzensanliegen gewesen, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Bedford-Strohm: "Mitstreiter für das ökumenische Miteinander"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte den Verstorbenen als "Mitstreiter für das ökumenische Miteinander": "Durch seine herausragende theologische Kompetenz, gepaart mit einem weiten Herzen, hat er die Ökumene entscheidend vorangebracht", betonte Bedford-Strohm.
Der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, betonte Hochachtung und Respekt angesichts Lehmanns Wirkens für die Kirchen. Der evangelische Ökumene-Bischof Karl-Hinrich Manzke aus Bückeburg nannte Lehmann einen "großartigen Theologen und Menschenfreund". Der Zentralrat der Juden in Deutschland erklärte, Kardinal Lehmann habe sich stets mit Sensibilität und Klugheit für ein gutes Verhältnis von Christen und Juden eingesetzt.
Merkel spricht von "begnadetem Vermittler"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den verstorbenen Kardinal als Mann klarer Worte. Lehmann habe "bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz" auch die politische Kontroverse nicht gescheut, wenn es um zentrale Fragen des Zusammenlebens gegangen sei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, sie denke mit tiefer Dankbarkeit an die guten Gespräche und Begegnungen. Sie erinnerte an Lehmann als "begnadeten Vermittler" im Geist der Ökumene, aber auch zwischen Christen und den Gläubigen anderer Religionen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) betonte, Lehmann sei ein Mann des Dialogs gewesen - und damit ein ermutigendes Beispiel für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum.
Würdigung auch aus NRW
Auch leitende Theologen aus Nordrhein-Westfalen würdigten Lehmann als herausragenden Theologen und Vermittler. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nannte Lehmann einen exzellenten theologischen Denker und den Menschen zugewandten Seelsorger. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, erinnerte an das intensive ökumenische Miteinander und hob Lehmanns Humor und Bodenständigkeit, seinen Gerechtigkeitssinn und sein soziales Gewissen hervor.