Tutzing (epd). Die Evangelischen Akademien in Deutschland sind nach Ansicht ihres Dachverbands-Chefs Udo Hahn in Politik und Zivilgesellschaft „anerkannte Diskursorte“. Der Verband habe vor Kurzem ein Positionspapier mit dem Titel „Diskurskultur und politische Bildung“ veröffentlicht, sagte Hahn, der auch Direktor der Evangelischen Akademie in Tutzing ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Akademien wollten sich damit „innerhalb der Kirche, die sich im Umbruch befindet, neu vorstellen“.

Hahn sagte, die 16 Akademien seien nach dem Zweiten Weltkrieg als „eine Innovation“ gegründet worden. Sie sollten Orte des offenen und freien Diskurses sein, „den die Kirche der Gesellschaft zur Verfügung stellt, ohne dabei selbst bestimmende Kraft“ zu sein, sagte der Theologe. Ihre Funktion und Expertise als Denkwerkstätten seien anerkannt, sie seien Instrumente der politischen Kommunikation der Kirche, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des Dachverbands: „Und als solche sollen sie natürlich auch von den Kirchen selbst genutzt werden.“

„Räume des Vertrauens“

Trotz der Finanzierung durch die Kirchen sei die Arbeit der Akademien unabhängig: Sie würden als „Räume des Vertrauens“ wahrgenommen, in denen „interdisziplinär und multiperspektivisch“ gearbeitet werde. Die Kirchen wollten mit den Akademien zur Meinungsbildung in der Gesellschaft beitragen und dabei natürlich auch die evangelische Sichtweise einbringen, erläuterte Hahn: „In einer pluralen Gesellschaft ist eine solche 'Tönung' legitim - so wie bei Bildungswerken oder Akademien von politischen Stiftungen und Verbänden auch.“

Mit ihrem Positionspapier wollen die Evangelischen Akademien erreichen, dass sich die Kirchen „über das in Politik und Gesellschaft hoch anerkannte Instrument ihrer Akademien wieder bewusster werden“, sagte Hahn: „Wir haben als Evangelische Akademien eine wichtige Funktion in dieser Gesellschaft.“